Der Freidenker

ich-ag der woche

Wenn ein Politiker sagt, man werde doch mal etwas sagen, fragen, prüfen oder gar kritisieren dürfen, so handelt es sich in der Regel um einen ganz besonderen Unsympathen und bei seinem Anliegen um ein außergewöhnlich reaktionäres.

Peter Gauweiler ist einer von jenen, die immer gern nicht existierende Tabus brechen. Nur sind die besten Tage des Rechtsaußen der CSU vorbei. Lange ist es her, dass er zum Beispiel dachte und aussprach, man müsse Junkies zwangstherapieren und alle, die ihren Fuß auf bayerischen Boden zu setzen gedenken, einem Aids-Test unterziehen. Des Weiteren sei Bayern kein Einwanderungsland, die Wehrmachtsausstellung aber der Versuch eines moralischen Vernichtungsfeldzuges gegen das deutsche Volk.

Der »schwarze Peter«, wie er sich gern selbst nennt, ist inzwischen 55 Jahre alt und sitzt – hätten Sie es gewusst? – für die CSU im Bundestag, nachdem er sich bis zum Jahr 2002 stets in München getummelt und dort vom Stadtrat zum Staatssekretär, Landtagsabgeordneten und Minister hochgearbeitet hat. Es ist ruhig geworden um ihn. Sich als Fan von Uschi Glas zu outen, gegen den Irak-Krieg, für eine Direktwahl des Bundespräsidenten, gegen die neue Rechtschreibung, aber für ein größeres Gewicht der deutschen Sprache in der Europäischen Union zu sein, ist weder originell, noch Aufsehen erregend. Seine Ausländerhetze wollen möglicherweise sogar die Parteikolleginnen und -kollegen nicht mehr hören.

Als er sich in der vorigen Woche erneut in der Bild-Zeitung »gegen Denkverbote« aussprach, schaffte er es lediglich, die Republik zum Schmunzeln zu bringen. Er schlug vor, die europäische Währungsunion rückgängig zu machen und die D-Mark wieder einzuführen. »Mit dem Aufweichen des Stabilitätspakts ist die Geschäftsgrundlage des Euro brüchig geworden«, und eine »Weichwährung« tauge nun einmal nichts. In seinem Auftrag soll nun der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestags prüfen, wie die Währungsumstellung vonstatten gehen könnte. Das wird ja wohl mal möglich sein.

regina stötzel