Quadratische, praktische Kunst

raucherecke

Offensichtlich ist Kunst nur noch erträglich, wenn sie einer guten Sache dient. Die Eröffnung der diesjährigen »Art Frankfurt« etwa fand am Stand der Deutschen Aids-Hilfe statt, wo die Werke noch peinlicher aussahen als in den übrigen 155 Räumen. Ein markiger Schnösel las etwas vor. Ich merkte mir die Worte »Trends«, »Marketing«, »starke Commitments«, »Luxus«, »Hobby«, »Shareholder« und »Player«. Danach kam Roland Koch. Stürmischer Beifall der übrigen Schnösel. Koch tat mir leid. Da er die falsche Rede dabei hatte, versuchte er, frei zu sprechen. Sind demnächst Wahlen in Hessen, oder warum durfte er den Abend nicht im »Blauen Bock« verbringen? Ganz anders die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth, die aus Korea eingespielt wurde. Sie sieht so aus wie die Oberbürgermeisterin in der beliebten ZDF-Serie »Das Rathaus« und kam deshalb erheblich besser an als Koch und der einleitende Miefquirler. Vielleicht sollte man Auftritte von Politikern in der Wirklichkeit überhaupt verbieten. Sie wirken vom Bildschirm herab viel authentischer.

So gesehen war schon die Eröffnung dieser Kunstmesse dem tautologischen Stellenwert der bildenden Kunst im sozioökonomischen Kontext der gegenwärtigen deutschen Society ziemlich adäquat, auch wenn auf der »Art Frankfurt« ganz gegenläufig zum derzeitigen Mainstream, der ausgeblasene Hühnereier bevorzugt, die an dünnen Zwirnsfäden von der Decke baumeln, fast nur Malerei zu sehen war, noch dazu figürlich-gegenständliche, wogegen ich eigentlich nichts einzuwenden habe, wenn die Bilder so gut sind wie die von Cordula Güdemann oder Blalla W. Hallmann, der ja leider schon tot ist.

»What else?« fragten wir uns in der Raucherecke. Let’s put it this way: Selbst Werke, die relativ gut aussehen, kriegen noch ein paar Minuspunkte, wenn sie in einer riesigen Halle neben einigen tausend ebenfalls relativ guten und einigen hundert absolut schlechten Bildern hängen.

Relativ gut gefiel mir der Stand des Museums Ritter aus Waldenbuch, wo ein großer Berg Schokolade lag, die man auch essen durfte. Das Museum gehört einer gewissen Marli Hoppe-Ritter (sic!), die nur quadratische Bilder sammelt, auf denen es quadratisch zugeht, weil auch die Schokolade, die sie produzieren lässt, rundum quadratisch ist.

Aber zurück zu den Rauchern. Das grassierende Rauchverbot im öffentlichen Raum hat den Vorteil, dass man lästigen Ereignissen mit der Ausrede entfliehen kann, man sei nikotinsüchtig. Überall sieht man sie jetzt schon, auch während der Arbeitszeiten, vor Bürohäusern stehen. Hallo, Horx! Daraus könnte ein Trend werden.

peter o. chotjewitz