Urlaub im Nebel

ich-ag der woche

Die Gorilla-Mafia aus den benachbarten ruandischen Urwäldern sollte es gewesen sein, die sie gekidnappt habe, um sie als Touristenattraktion zu vermarkten. So munkelte man, als vor fünf Monaten eine Gruppe seltener Berggorillas in Uganda spurlos verschwand.

Auch in ihrem angestammten Revier im Maghinga Nationalpark waren die Tiere nicht einfach nur so beliebt. Dort kostet eine Stunde Gorillas gucken umgerechnet 280 Euro. Welchen finanziellen Verlust die monatelange Abwesenheit der Tiere mit sich gebracht habe, vermochte der Leiter der ugandischen Wildschutzbehörde, Moses Mapesa, gar nicht zu sagen. Viele Touristinnen und Touristen hätten Reisen in den Maghinga-Nationalpark mangels Gorillas abgesagt, die einem spätestens seit dem Film »Gorillas im Nebel« geradezu vertraut scheinen.

Vielleicht liegt es aber nicht nur an dem Film. Die Berggorillas, von denen nur noch ein paar Hundert existieren, sind stärker als ihre Artgenossen an das Leben auf dem Boden gewöhnt, ihre Füße ähneln daher denen der Menschen sehr. Vorbildlich ihr savoir vivre: Sie fressen ungefähr während der Hälfte des Tages, ruhen ein Drittel, laufen ein bisschen rum und beschränken die sozialen Kontakte auf 3,6 Prozent der Zeit. Und schließlich ist ihre Erbmasse mit der menschlichen nahezu identisch, bis auf das vor ein paar Jahren angeblich identifizierte »Sprachgen« fehlt nicht viel. 1 000 Zeichen aus der Gebärdensprache soll einmal ein Gorilla beherrscht haben.

Vor ein paar Tagen tauchten die vermissten Gorillas urplötzlich wieder in ihrem Revier auf. In ihrer Abwesenheit hat sich die Gruppe durch die Geburt eines Gorillababys sogar auf zehn Tiere vermehrt. Neuesten Spekulationen zufolge sind auch ihre Urlaubsgewohnheiten denen der Menschen recht ähnlich. Man vermutet, dass sie verreist waren, auf Safari im benachbarten Sudan, um Breitmaulnashörner anzugucken.

regina stötzel