Scheitel rechts

ich-ag der woche

Cäsar eroberte Gallien. Sicher hatte er auch einen Koch dabei, dessen Namen er jedoch nie erwähnte, weshalb er sich später allerhand Fragen lesender Arbeiter anhören musste. Angela Merkel wird man derlei Hochmut gegenüber Bediensteten nicht nachsagen können. Wenn sie demnächst, nicht zuletzt dank Udo Walz, der sich ihrer Frisur annahm und sie, wie man so sagt, dadurch »kanzlerfähig« machte, den Reichstag erobert, wird ihr Frisör dabei sein. Zwar hat der auch schon Gerhard Schröder frisiert, aber zahlendes Mitglied ist er seit kurzem bei Merkels Christlich-Demokratischer Union.

Und er will sich ausgerechnet im Berliner Ortsverband Marzahn-Hellersdorf engagieren, einer öden und unmenschlichen Gegend, wo die PDS das Direktmandat ebenso sicher hat wie NPD die Sympathien der jugendlichen Population. Zumindest meldete die Berliner Zeitung in der vorigen Woche, dass Walz gemeinsam mit der Hoteldirektorin Tini Gräfin Rothkirch (jede Metropole hat die Schickeria, die sie verdient) in den Osten gehen wolle. »Die prominente Unterstützung ist gut für die CDU-Berlin, aber auch gut für die Union im Ostteil der Stadt«, zitierte das Blatt den Kreisvorsitzenden Mario Czaja. Es sei wichtig, wenn sich »Multiplikatoren« der Probleme in den östlichen Stadtteilen annehmen.

1970 verpasste Walz der gerade untergetauchten Ulrike Meinhof einen blondgefärbten Pony (ohne sie zu erkennen, wie er heute versichert), derzeit engagiert er sich für notleidende Hunde (gemeinsam mit seiner Kundin und Parteifreundin Sabine Christiansen betreibt er einen Hundefrisiersalon, dessen Einnahmen teilweise gespendet werden sollen). Aber Ostprobleme zu multiplizieren ist wohl doch etwas zu viel. »Alles Quatsch«, sagte er der Berliner Morgenpost, die Meldung, dass er bei der Marzahner CDU mitmachen wolle, stimme nicht. Was soll der »Kanzlermeister« (taz) denn auch inmitten von Verlierern? Sein Platz ist am Scheitel der Macht. Und ihre Glatzen können sich die Marzahner auch gegenseitig rasieren.

melis vardar