Wir machen den wirklichen Klassenkampf

ich-ag der woche

Nachdem Franz Müntefering, der Vorsitzende der SPD, Deutschland gezeigt hat, wie heutzutage Antikapitalismus geht und der ehemalige Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine (Wasg) seit einigen Wochen hat bestimmen dürfen, wer oder was »die Linke« ist, will der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) es ihnen gleich tun. Denn er hat bemerkt, dass Müntefering und Lafontaine mit ihrer Masche recht erfolgreich sind. Ich, der oberste Vertreter der Lohnabhängigen, übernehme das mit dem Klassenkampf, mag sich Michael Sommer gedacht haben.

Gedacht, getan: Vor einer Kreuzberger Filiale des Lebensmitteldiscounters Lidl protestierte er gemeinsam mit den Berliner Senatsmitgliedern Harald Wolf und Heidi Knake-Werner (Linkspartei) und weiteren Mitgliedern der Politprominenz, deren revolutionärer Geist nur von böswilligen Menschen noch nicht erkannt wurde, gegen die zweifelsohne äußerst schlechten Arbeitsbedingungen bei dem Unternehmen (Jungle World, 52/04). Lidl behandle seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter »wie Menschen zweiter Klasse«. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi gibt es nur in acht der 2 600 Filialen des Konzerns Betriebsräte. »Das ist wirklich Klassenkampf, und diesen Klassenkampf werden wir durchfechten«, rief Sommer nach Angaben des Neuen Deutschland vor einem kleinen, aber begeisterten Publikum. Stefan Liebich (Linkspartei), Sibyll Klotz (Grüne) und der Krimiautor Horst Bosetzky (»Dieses Land darf nicht verlidln«) lasen Ausschnitte aus dem »Schwarzbuch Lidl« vor, dem neuen Kommunistischen Manifest des Gewerkschaftsbundes.

Klassenkampf ist Kampf, und ein Kampf beginnt mit großen Worten. So schloss Michael Sommer seine Rede mit den Worten: »Uns räumt niemand weg. Wir knicken nicht ein. Wir gehen den aufrechten Gang. Wir wollen gewinnen. Und wir werden gewinnen. Glückauf!«

regina stötzel