Jihad gegen das Schweinesystem

in die presse

Im Kampf gegen die Sünde hat ein britischer Muslim einen großen Sieg errungen. In den Büros der Wohlfahrtsabteilung des Dudley Metropolitan Borough Council müssen alle Bilder und Gegenstände entfernt oder verdeckt werden, die Schweine darstellen, vom Sparschwein bis zu einer Taschentuchbox, auf der Pu der Bär und Piglet abgebildet sind. Ein muslimischer Angestellter habe sich »beleidigt« gefühlt, berichtet die Tageszeitung Express and Star. Nach dem Ende des Fastenmonats Ramadan will der von den Tories kontrollierte Stadtrat entscheiden, ob das Verbot dauerhaft gültig sein soll.

Selbst muslimische Kollegen des empfindsamen Schweinefeindes äußerten leise Zweifel. Auf individuelle Bitten von Muslimen zu reagieren, beweise »Toleranz und Akzeptanz ihres Glaubens«, meint Mahbubur Rahman. Er sei jedoch nicht sicher, ob ein allgemeines Verbot »der Zusammenarbeit dienlich« wäre.

Mark Steyn interpretiert den Bann im Telegraph als Teil einer größeren Kampagne, die unter anderem Burger King dazu zwang, eine Eissorte vom Markt zu nehmen, in deren Sahneverzierung ein Muslim das Wort »Allah« zu erkennen glaubte. »Wie verrückt muss der Wille eines Muslims, sich beleidigt zu fühlen, sein, um von einem Gericht zurückgewiesen zu werden?« Bedauerlicherweise erzeugt der berechtigte Widerwille gegen die aggressive Frömmelei nationalistische Abwehrreflexe. Die Briten müssten sich fragen, »wie viel von ihrem Land sie zu verlieren bereit sind«.

Steyn glaubt, dass »kleine Aktionen des kulturellen Vandalismus das Gefüge der Freiheit untergraben«, und das ist tatsächlich das Ziel konservativer und fundamentalistischer Muslime. Doch wer mit einem gefestigten Glauben auf den Wegen Gottes schreitet, sollte eigentlich in der Lage sein, den Anblick eines Sparschweins zu ertragen. Frömmler, die es nötig haben, den Jihad gegen Schweinchen Dick und Sahnehäubchen zu führen, dürften näher daran sein, den Versuchungen der Popkultur zu erliegen, als sie sich selbst eingestehen mögen.

maxim kammerer