Der endgültige Geschmack

platte buch

Früher nannte man ihn »Spexler«, man kennt ihn auch als »Popist«. Er nervt tierisch mit seinem Spezialwissen über Popmusik, man bewundert ihn heimlich aber auch ein wenig. Er versteht mehr von Pop, als du jemals davon verstehen wirst, zumindest tut er so. Er weiß, was eine »Rickenbacker« ist, und er kennt Bands, von denen du nie gehört hast, und er kann sie einordnen zwischen anderen Bands, von denen du erst recht nicht gehört hast.

Er hat alles gehört, alles mitgemacht, sich überall das Beste herausgepickt, die erste von Black Flag, alles von den Deep Freeze Mice bis hin zu The Field Mice auf Sarah Records. Wenn du sagst, du fändest Bloc Party ziemlich gut, steckt er dir was zu, was 25 Jahre alt ist und sowieso viel derber klingt als diese Nachmacher-Band. Punk, Hardcore, The Stooges, Sonic Youth, ja, das hat er alles auch einmal gehört, doch das hat er längst hinter sich. Denn heute weiß er, was wirklich Sache ist, er hat den endgültigen Popgeschmack und muss eigentlich niemandem mehr beweisen, dass er wirklich weiß, was cool ist. Denn er weiß, dass er weiß, was cool ist, und das genügt.

»Steve McQueen« von Prefab Sprout ist seine Lieblingsplatte, er schwört auf die Produktionen von Joe Meek und kann dir erklären, warum Steely Dan eben keine überproduzierte Radiosuppe machen, sondern grandiose Kunst.

Er ist der »Rock Snob«, und wenn du verstehen willst, wie er genau tickt, brauchst du »The Rock Snob’s Dictionary« von David Kamp und Steven Daly. Von A bis Z wird hier das Wissensspektrum des Rock Snob ausgebreitet, und es wird erklärt, wie feinnervig sich dessen auf höchster Stufe ausgebildeter Geschmack zusammensetzt. Zudem bietet das Buch Hilfe dabei an, sich selbst auf die Höhen des Rock Snob emporzuschwingen. »That song has a very Bacharesque flügelhorn part« etwa solltest du sagen, wenn ein Bläserpart unheimlich elegant arrangiert wurde. Die passenden Platten mit den Flügelhornparts findest du in diesem hübschen Büchlein.

andreas hartmann