Aufgeladene Stimmung

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»Gestorben für nichts«, stand auf den T-Shirts, die Freunde der toten Jugendlichen während der Gedenkveranstaltung am Samstag trugen. Der 15jährige Banou und der 17jährige Ziad starben Donnerstag voriger Woche in dem Pariser Vorort Clichy-sous-Bois in einem auf dem Gelände eines Umspannwerks durch Starkstromschläge. So viel ist sicher, die Vorgeschichte nicht. In dem Vorort, in dem viele Migranten leben, geht das Gerücht um, dass die Jugendlichen vor der Polizei flüchteten. Allerdings versichert die Präfektur, es habe keine Verfolgung gegeben, gegen die Toten liege nichts vor. An der Unschuld der Polizei haben die Bewohner allerdings große Zweifel. In den auf das Unglück folgenden Nächten lieferten sich Jugendliche und Polizeieinheiten Straßenschlachten, Autos gingen in Flammen auf, eine Schule und mehrere Geschäfte wurden verwüstet.

Die Polizei hatte am Donnerstag mehrere Jugendliche festgenommen, die bei einem Baustelleneinbruch ertappt worden waren. Möglichweise hatten Banou und Ziad das Gefühl, ebenfalls ins Visier der Beamten geraten zu sein, und liefen voller Angst davon. Innenminister Nicolas Sarkozy, der die Jugendbanden der Vorstädte schon mal als »Abschaum« bezeichnete, hat gerade eine »Offensive gegen Kriminelle« gestartet. Die Polizei soll in den »sozialen Brennpunkten« aufgerüstet werden.

kerstin eschrich