»Ich würde den wegflammen«

small talk

Am Rande des Zapfenstreichs der Bundeswehr soll in der vorigen Woche ein Polizist mit einem Tonfa brutal auf friedliche Demonstranten eingeprügelt haben. Über diese Waffe sprach die Jungle World mit Carsten Grabis, der einen Laden für Polizeiausrüstung in Berlin-Kreuzberg betreibt.

Woher kommen eigentlich Tonfas?

Sie kommen aus Japan. Das war einmal ein Gerät zur Bearbeitung des Ackers. Und da die Bauern zur Kaiserzeit in Japan nicht bewaffnet sein durften, nur die Samurais, haben sie daraus verschiedene Schlagstöcke entwickelt, u.a. auch das Tonfa.

Welchen Vorteil bietet das Tonfa für einen Polizisten im Gegensatz zum gewöhnlichen Schlagstock?

Das Tonfa wird ja auch MES genannt, sprich Mehrzweckeinsatzstock. Man kann damit abdrängen, man kann damit Leute knebeln, man kann damit Scheiben einschlagen, um jemanden aus einem Fahrzeug rauszuholen.

Wie viele Tonfas verkaufen Sie denn in der Woche?

Zwischen 20 und 30, manchmal bis zu 200 Stück.

Wer kauft bei Ihnen ein?

Einzelne Dienststellen, manchmal holt sich auch der einzelne Beamte welche oder Kampfschulen.

Verkaufen Sie auch an Privatleute?

Generell nicht.

T-Shirts der Polizei verkaufen Sie auch nicht?

Nein. Nur gegen Vorlage des Dienstausweises.

Was kostet denn so ein Tonfa?

Das geht von 15 bis 100 Euro. Je nach Ausführung. Es gibt starre Tonfas, aber auch Teleskoptonfas zum Ausziehen.

Der einzelne Beamte entscheidet selbst, was er will?

Ja.

Haben Sie im Fernsehen schon mal einen prügelnden Polizisten gesehen und sich gedacht: Der benutzt eines unserer Tonfas?

Viele Sachen haben wir hier exklusiv. Wenn man so etwas sieht, dann weiß man auch, wo er es her hat.

Waren Sie schon mal unzufrieden mit der Art, wie ein Beamter das Tonfa einsetzte?

Nein. Schauen Sie mal in andere Länder, Korea, Südafrika, dagegen geht es unseren Demonstranten richtig blendend. Denken Sie doch mal an den 1. Mai, was da früher los war. Ich sage Ihnen: Wenn ich Cop wäre und auf mich jemand einen Molotow-Cocktail werfen würde, ich würde den umpusten. Wegflammen, ehrlich gesagt.

interview: regina stötzel und stefan wirner