Links und weiblich

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»Der 11. März wird den Beginn eines neuen Stils der nationalen Politik markieren«, kündigte die zukünftige Präsidentin Chiles, die Sozialistin Michelle Bachelet, nach der Stichwahl am Sonntag an. Sie sprach von einer »offeneren, toleranteren« Gesellschaft.

Nach dem vorläufigen Ergebnis schlug sie ihren konservativen Konkurrenten, den Milliardär und Medienmogul Sebastián Piñera, klar mit 53,5 zu 46,5 Prozent der Stimmen. Bachelet wird zwar die Mitte-Links-Koalition ihres Vorgängers Ricardo Lagos fortsetzen. Dass sie eine Frau und ein Opfer der Pinochet-Diktatur ist, als Linksaußen ihrer Partei gilt und sich selbst als Agnostikerin bezeichnet, mögen jedoch Gründe genug dafür sein, die Tendenz Lateinamerikas nach links auch in ihrem Wahlerfolg bestätigt zu sehen. Zuletzt war der Indio und Kokabauer Evo Morales in Bolivien zum Präsidenten gewählt worden.

Bachelet ist die Tochter eines französischstämmigen Generals, der umgebracht wurde, weil er dem sozialistischen Präsidenten Salvador Allende auch nach dem Putsch der Militärs treu blieb. Michelle Bachelet selbst wurde als 24jährige, gemeinsam mit ihrer Mutter, in der berüchtigten Villa Grimaldi gefoltert, bevor sie für gut 15 Jahre ins Exil in die DDR ging. Unter Lagos war die frühere Kinderärztin bereits Gesundheits- und Verteidigungsministerin. »Ich habe kein leichtes Leben gehabt, aber wer hat das schon?« fragte sie am Sonntagabend lakonisch.

regina stötzel