Kaum in Polen, schon gestohlen

supermeldung

Die Deutschen sind nicht gerade dafür bekannt, den Herrschenden allzu deutlich zu widersprechen. Umso erstaunlicher, dass 83 Prozent der Bürger aus Frankfurt an der Oder am Sonntag gegen den von der Stadtverordnetenversammlung bereits beschlossenen Ausbau einer Straßenbahnlinie in die Nachbarstadt Slubice votierten. Etwa 30 Prozent der Stimmberechtigten gingen zur Wahl. »Die Voreingenommenheit war wohl zu groß«, klagte der Oberbürgermeister Frankfurts, Martin Patzelt (CDU).

Voreingenommenheit? Auf der Website www.keine-bahn.de finden sich die wahren Motive der engagiertesten Gegner des Vorhabens. Da überführt etwa ein Bürger die Pressesprecherin der Stadt Slubice spitzfindig der »Geschichtsfälschung«, weil sie gesagt hatte, vor dem Krieg habe es eine Straßenbahn »in Slubice« gegeben. »Damals gab es dort den Frankfurter Stadtteil ‚Dammvorstadt’«, korrigiert der Empörte. Ein anderer fürchtet den »mit eigenen Steuern verstärkten Kaufkraftabfluss in Richtung Slubice« und plädiert statt der Bahn für »protektionistischen Maßnahmen«. Ein dritter hört »die Alarmglocken« klingeln, schließlich habe der polnische Präsident Entschädigungsansprüche gegenüber Deutschland angemeldet. Die neue Straßenbahn könnte »als erste vom polnischen Staat beschlagnahmt werden«. Man kennt sie ja, die Polen. Vor allem in Frankfurt an der Oder.

regina stötzel