Rockin’ Iraq

platte buch

Sublime Frequencies ist das Label von Alan Bishop, der Teil der äußerst bizarren Freefolkband Sun City Girls ist. Das Label kümmert sich schon seit Jahren um so genannte Weltmusik, jedoch ohne den ansonsten in diesem Genre üblichen Anspruch, die Musik von irgendwoher westlichen Ohren als möglichst »ursprünglich« oder »authentisch« präsentieren zu wollen. Mit der Art und Weise, wie auf dem Label die Sampler zusammengestellt werden, ist das auch kaum möglich. Es wird vielmehr in irgendwelchen Kramläden oder beim nächstbesten Taxifahrer nach obskuren Kassetten gefahndet, auf denen sich möglichst obskure Musik befindet – und ab damit auf die nächste Compilation. Lustige Cover und Graphiken, die kulturelle Klischees eher auf die Schippe nehmen, gibt es obendrein.

Bei vorliegender Compilation voller »Folk & Pop Sounds from Iraq«, die sich »Choubi Choubi!« nennt, bedankt man sich dann auch bei den »irakischen Taxifahrern in Syrien ungefähr im Jahr 2000«, und nicht wenige der Stücke kommen von »unknown artists«. So ist etwa nicht bekannt, wer für das Stück mit dem wunderbaren Titel »Oh Mother, The Handsome Man Tortures Me« zuständig ist. Viele der Künstler, die auf dieser Compilation versammelt wurden, mussten aus den unterschiedlichsten Gründen – das meiste stammt aus der Zeit Saddams – ihre Identität verbergen, vor allem Frauen, die in ihrem »anderen« Leben Prostituierte waren.

Die Bandbreite der hier versammelten Irak-Pop-Styles reicht von »1970s Socialist Folk-Rock« über »Choubi« bis hin zu »Basta« und wie diese ganzen unterschiedlichen Orient-Pop-Richtungen auch immer heißen mögen.

Das Interessante an diesem Zeug ist, dass hier nicht nur auf der Oud herumgedroschen wird und man sich an den Sound von Schlangenbeschwörern erinnert fühlt, sondern dass meistens durchaus poppige Beats rattern und anscheinend zur nächsten großen Party geblasen wird.

andreas hartmann

Choubi Choubi! – Folk & Pop Sounds From Iraq (Sublime Frequencies)