»Ich bin mit den Nerven runter!«

small talk

Heinz Strunk ist Mitglied der Satiretruppe »Studio Braun« und Autor des Buches »Fleisch ist mein Gemüse«. In der vorigen Woche stellte er in Berlin seine CD »Trittschall im Kriechkeller: Aus dem Leben des Jürgen Dose« vor. Die Jungle World sprach Backstage mit ihm.

Dieser Raum mutet nicht gerade heimelig an.

Allerdings. Der Auftritt heute ist der letzte Termin meiner Konzertreise. Ich bin mittlerweile auch etwas mit den Nerven runter.

Gab es irgendwo noch unangenehmere Bedingungen?

Nein, das hier ist das Schlimmste. Hier drinnen ist es ja irre kalt. Hätte ich nichts zu meinem Booker gesagt, wäre nicht mal der kleine Heizlüfter vorhanden. Das muss man sich mal vorstellen.

Hast du mit deiner ehemaligen Tanzband »Tiffanys« etwas Schlimmeres erlebt?

Ja, das ist schon vorgekommen. Aber das ist ja alles schon lange her. Mittlerweile hat man sich schon komfortablere Umstände verdient und erarbeitet.

Hast du Angst davor, dass deine humoristische Karriere scheitern könnte und du dich wieder als Tanzmusiker verdingen müsstest?

Natürlich möchte ich nie wieder mit einer Tanzband auf der Bühne stehen. Das ist ja mal klar. Ich habe aber auch nicht alles damals als grauenhaften Jammer empfunden.

Träumst du noch davon, als ernsthafter Musiker groß herauszukommen?

Ich habe noch ein großes Projekt, das ich zu gegebener Zeit an die Öffentlichkeit bringen werde. Das ist ein Zyklus mit Kinderliedern. Ich begreife mich durchaus immer noch als Musiker. Das ist nicht ad acta gelegt.

Könntest du dir vorstellen, vom komischen ins ernste Fach zu wechseln?

Ich denke, ich bin nicht umsonst Humorist geworden. Da halte ich es mit dem alten Sprichwort: »Schuster, bleib bei deinem Leisten!«

Einer deiner Songs heißt »Erschießungsfantasien in Polen«. Was hat dich zu dem Stück inspiriert?

Ich habe viele Jahre abends im Bett gelegen und mir das Erschießungsszenario vorgestellt. Darum dachte ich mir: Wenn ich schon von diesem Scheiß geplagt werde, dann kann ich wenigstens einen Text darüber schreiben.

interview: francis klein