Der Powerseller

ich-ag der woche

»Kann das nicht jemand anderes machen?« Mit diesem suggestiven Slogan gewann Homer Simpson die Wahl zum Müllsenator von Springfield. Alles, wovor man sich im Zusammenhang mit den anfallenden Haushaltsabfällen ekelte oder wozu man schlichtweg keine Lust hatte, sollte eben jemand anderes machen: den Müllbeutel wechseln, den schmierigen und schimmeligen Müllschleim vom Boden des Mülleimers kratzen und so weiter.

Den Slogan »Kann das nicht jemand anderes machen?« könnte sich auch Hilmar Schneider zu eigen machen. Er ist Direktor für Arbeitsmarktpolitik am Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit, seine Arbeitsschwerpunkte liegen der Selbstdarstellung des Instituts zufolge bei Fragen der Sozialen Sicherung und der wohlfahrtsstaatlichen Perspektiven. Und ein echter Wohlfahrtsstaat beginnt ja wohl dort, wo einem ständig jemand zur Verfügung steht, der einem die Ohrstöpsel, die hinters Bett gefallen sind, hervorkramt oder einfach mal nackt putzt. Arbeitslose Menschen, die solche überaus praktischen Dienstleistungen übernehmen könnten, gibt es ja genug, und geht es nach Hilmar Schneider, dann brauchen wir uns über die Finanzierung keine Sorgen zu machen. Auf einer Tagung der Hanns-Martin-Schleyer-Stiftung in Berlin, bei der so genannte Arbeitsmarktexperten über eine Weiterentwicklung von Hartz IV debattierten, stellte er dem Focus zufolge diese Überlegung vor: »Das Sozialamt schreibt ein Angebot für 80 arbeitslose Arbeitskräfte aus. Dann kann jeder bieten, ob Unternehmen oder Privathaushalt. Wer zum Bei­spiel Leute braucht, die ihm den Keller entrümpeln, gibt an, welchen Stundenlohn er dafür zu zahlen bereit ist. Das höchste Gebot gewinnt.« Der gebotene Stundenlohn solle nicht an die Arbeitslosen gehen, sondern an die öffentliche Hand, etwa, um die Ausgaben für Hartz IV zu senken. Den Arbeitern bliebe demnach weiterhin nur das Arbeitslosengeld II.

Anderen Menschen eine Freude zu machen, ist ja ohnehin nicht mit Geld aufzuwiegen.

jesko bender