Postkarten aus Limbo

Cover von Metalplatten sind niemals schön. Gut so. von andreas hartmann

Cover von Metalplatten müssen heavy sein. Brutal, gemein, fies, böse, irgendwas mit Monstern. Der kleinen Schwes­ter, den Eltern, dem PC-Beauftragten müssen sie nicht gefallen, sie sollen ihnen gar nicht gefallen. Am besten, man bringt was aufs Cover, was den gängigen Schönheitsnormen – einer Blumenwiese, dem hübschen Mädchen, der Schokoladentafel – einfach diametral entgegengesetzt ist: Gedärm, Totenschädel, Leichen, Särge, der Gehörnte. Wenn sich dann noch die Bundesprüfstelle einschaltet: auch nicht schlecht.

Wie in keinem anderen Genre wird im Metal versucht, mit der bildhaften Darstellung auf die Musik zu verweisen. Man hat schließlich immer den Anspruch, mit seinen Gitarren, seiner Double-Bass und seinem Gegrunze ein Inferno, einen Weltuntergang, die Apokalypse zu inszenieren oder vielleicht mal dem Leibhaftigen ein Schlaflied zu spielen. Und so sollen eben auch die Cover aussehen. Das Problem dabei ist jedoch, dass die Bildgestaltung im Metal schon immer mehr versprochen hat, als die Musik letztendlich zu halten vermochte. Man kann schließlich noch so viele Wikinger auf ihren Drachenbooten zeigen, so richtig nach Wikingerschlacht und Thors Hammer klingt der entsprechende Blackmetal meist dennoch nicht.

Das Verdienst des von Neil Aldis und James Sherry herausgegebenen Bildbandes »Heavy Metal Thunder« ist es, einige gelungene Cover von Klassikern des Genres abzubilden und zu erläutern, wa­rum sie für ihre Epoche und ihr Genre stilprägend waren. Man sieht, wie sich einzelne Metalschulen auch visuell voneinander abgrenzten und sich all die Metalklischees herausbildeten, die heute noch bis zum Erbrechen bedient werden.

Neil Aldis & James Sherry: Heavy Metal Thunder. Mitchell Beazley. London 2006, 250 Seiten (englische Ausgabe)