»Das stimmt schon, das stimmt schon«

small talk

Peter Clever, der Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, fordert, dass der Anspruch auf Arbeitslosengeld generell auf zwölf Monate begrenzt wird. Ein Arbeitsloser hat in der Pressestelle der BDA angerufen.

Guten Tag. Ich hab’ da mal eine Frage. Ich habe heute gelesen, dass Ihre Vereinigung schon wieder Kürzungen bei Arbeitslosen fordert. Ich bin selbst arbeitslos und verstehe nicht, wieso Sie die ganze Zeit nur Kürzungen bei uns fordern. Ich meine, was soll denn das? Sie sind Unternehmer, Sie verdienen prima. Aber wir hocken hier rum. Schauen Sie sich doch mal Berlin an. Sie kriegen ja gar keine Arbeit hier.

Nee.

Und dann wollen Sie uns noch alles wegkürzen. Nur noch ein Jahr Arbeitslosengeld. Was soll denn dann nach einem Jahr werden? Sie wissen doch, wie das in Berlin ist.

Ja, das stimmt.

Was soll ich denn machen?

Ich kann das so weitergeben. Mehr kann ich im Moment auch nicht für Sie tun. Das ist jetzt nicht meine konkrete Aussage.

Die ganze Zeit hört man von Ihnen nichts anderes.

Ja.

Nichts anderes. Wenn Sie mal eine Idee hätten, was ich machen soll. Ich bin jetzt 50.

Das ist schwer.

Wenn Sie mir was sagen, dann mach’ ich’s.

Das glaube ich schon.

Von Ihnen hört man immer nur: kürzen, kürzen, kürzen.

Ja.

Können Sie das verstehen?

Natürlich. Natürlich. Auf jeden Fall.

Sie arbeiten hier in der Stelle, ist ja wunderbar. Aber ich?

Jaja. Schon klar.

Wissen Sie wie viele Arbeitslose es gibt in Berlin? Ich weiß nicht mal die Zahl, so viele sind das.

Das denke ich auch. Das ist Wahnsinn.

Was soll man denn nach einem Jahr machen, wenn man kein Geld mehr hat? Soll ich auf der Straße wohnen?

Das ist ja auch nicht zumutbar.

Was heißt da »nicht zumutbar«? Ich muss meine Wohnung zahlen. Sie zahlen mir die nicht.

Wenn ich so viel Geld hätte …

So vielen Leuten können Sie die Wohnung gar nicht zahlen. Ich würde mich freuen, wenn Sie das mal weitergeben.

Das mache ich auf jeden Fall. Das stimmt schon, das stimmt schon.

interview: stefan wirner