Nur die Rache zählt

platte buch

Sich voll und ganz der Rache zu verschreiben, ist das Schicksal der Lady Snowblood. Man nennt sie ein »Kind der Rache«, und das nicht ohne Grund: Ihre Mutter hat sie einzig und allein zur Welt gebracht, damit sie diese eines Tages rächen möge.

Mit welcher Konsequenz Lady Snowblood in der Verfilmung des gleichnamigen Mangas aus dem Jahr 1973 zu Werke geht, ist atemberaubend. Persönliche Gefühle, Mitleid gar, zählen nicht, dürfen nicht zählen. Denn Lady Snowblood darf erst zur Ruhe kommen, wenn sämtliche Peiniger ihrer Mutter von ihrem Schwert niedergestreckt wurden. Eine Frau räumt auf, richtet ein Blutbad an, erst als sich ihr eigenes Schicksal erfüllt, darf sie sich zur Ruhe legen – um selbst zu sterben.

»Lady Snowblood« wurde zu einem japanischen Kultfilm, dem Quentin Tarantino mit »Kill Bill« ein Denkmal setzte, selbst die Mariachi-Musik des Originals hat er für seine Version des Rachefilms wiederverwendet. Doch auch dem ursprünglichen Original, dem Manga »Lady Snowblood«, hat er seine Referenz erwiesen, indem er in seinem Film eine längere Mangasequenz eingebaut hat.

Die ersten 500 Seiten des Manga-Opus aus den frühen Siebzigern ist nun endlich auch auf Deutsch erhältlich, stilvoll versehen mit einem Vorwort von Georg Seeßlen. Wie der Film ist auch der Manga eine Orgie rauschhafter Brutalität, mit einem Racheengel in der Hauptrolle, der so erotisch wie eiskalt wirkt. Die Geschichte wird extrem verschachtelt und reichlich kompliziert erzählt, in Rückblenden und Zeitsprüngen, was letztlich filmischer wirkt als der später entstandene Film selbst. Auf der Leinwand hat das Blut eine übertrieben poppig wirkende Kunstblutröte, in dem Comic wird stattdessen schwarze Tusche verspritzt, die wie Tintenkleckse aussieht. Und gekleckert wurde reichlich.

andreas hartmann

Kazuo Koike & Kazuo Kamimura: Lady Snowblood. Carlsen Comics, Hamburg 2006, 508 S., 16,90 Euro