Unter Freunden

in die presse

»Hey, Angie, die Hizbollah hat gerade zwei unserer Soldaten entführt. Was sollen wir jetzt machen?« »Cool bleiben, Ehud. Ihr habt doch noch genug Soldaten. Ruf den Kofi an, ich rede mal mit Hassan.«

Stellen sich die 25 deutschen Politologen, die das von der Frankfurter Rundschau veröffentlichte Manifest »Freundschaft und Kritik« unterschrieben haben, so den von ihnen geforderten Wandel der »besonderen Beziehungen« zwischen Deutschland und Israel zu einer »belastungsfähigen Freundschaft« vor? Sie finden es jedenfalls unerhört, dass die israelische Regierung nach dem Überfall der Hizbollah nicht, »wie es unter Freunden nahe liegen würde«, um Politikberatung nachsuchte. Obwohl es doch vielleicht »der deutschen Regierung eher als der israelischen möglich gewesen« wäre, »die katastrophalen Folgen einer solchen ›massiven Vergeltung‹ nach dem Prinzip der Kollektivhaftung einzuschätzen«.

Die sturen Juden, denen der deutsche Weitblick fehlt, wollen einfach nicht einsehen, dass der Libanon-Krieg die »blind antiwestliche Solidarisierung« gefördert und damit »das heute für so viele Menschen der Erde attraktive Modell Europa« gefährdet hat. Es ist also an der Zeit, ihnen deutlicher die Meinung zu sagen. Mutig treten die Politologen dem »unausgesprochenen Verbot offener Kritik an israelischen Entscheidungen« entgegen. Einige von ihnen, wie Werner Ruf (»Nirgendwo sonst auf der Welt werden Menschenrechte und Völkerrecht derart mit Füßen getreten«) und Udo Steinbach (»Angesichts der mir täglich vor Augen tretenden Brutalitäten der israelischen Armee in den besetzten Gebieten empfinde ich Betroffenheit«), haben das vorher schon ein bisschen geübt. Natürlich nur, weil dieses Verbot und der »Philosemitismus« den Antisemitismus stärken.

Und schließlich gibt es da auch noch die anderen Opfer, denn »es ist der Holocaust, der das seit sechs Jahrzehnten anhaltende und gegenwärtig bis zur Unerträglichkeit gesteigerte Leid über die (…) Palästinenser gebracht hat« und sie noch immer zwingt, Raketen auf Israel zu schießen. Diese »viel zu selten bedachte Seite der Holocaust-Folgen« verschafft den Palästinensern »Anspruch auf besondere Aufmerksamkeit«. Vielleicht haben sie ja ein größeres Interesse an deutscher Politikberatung.

maxim kammerer