Victory!

ich-ag der woche

Bei der Lektüre der Süddeutschen Zeitung fiel es schwer, die Tränen zurückzuhalten: »Nicht einmal für Dr. Josef Ackermann, wohnhaft in Zürich, Frankfurt, London und New York, sind 3,2 Millionen Euro eine Kleinigkeit.« Zwar relativierten die 20 Millionen, die er jährlich verdiene, die zu leistende Zahlung. Aber schließlich: »Auch ein Topverdiener, wenn er nicht im Jetset surft, weiß den Wert des Geldes zu schätzen.«

Josef Ackermann, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, weiß wohl vor allem den Wert des verlockenden Angebots zu schätzen, den Prozess um die Prämien in Höhe von 57 Millionen Euro, die bei der Übernahme der Firma Mannesmann durch Vodafone im Jahr 2000 gezahlt wurden, mit der Zahlung der genannten Summe schnell und relativ diskret über die Bühne zu bringen. Er ist so glücklich darüber, dass er das Geld sogar »aus eigener Tasche« zahlen will, wie er betonte. Wer würde nicht zu gern, beim Klauen von 100 Euro erwischt, einen Zehner aus der Tasche ziehen und sagen: »Stimmt so!«?

Nachdem der Bundesgerichtshof die Freisprüche aus dem Jahr 2004 aufgehoben hatte, drohte ein deutlich ungünstigerer Ausgang im neuen Prozess für die Angeklagten Ackermann, Klaus Esser, Joachim Funk, Klaus Zwickel, Jürgen Ladberg und Dietmar Droste. Nunmehr könnte die Öffentlichkeit schnell vergessen, dass die Prämien vielleicht doch ein wenig übertrieben waren.

Zwar gehört Ackermann zu »denen da oben«, auf die Hinz und Kunz gern mit den Fingern zeigen, weil sie meinen, dass es ihnen selbst wegen der Existenz einiger Vielverdiener schlecht geht. Eine Einstellung des Prozesses dürfte seinem Ansehen kaum weiteren Schaden zufügen. Am Freitag stimmte die Staatsanwaltschaft den Anträgen der Verteidiger zu, das Verfahren gegen die Zahlung von insgesamt 5,8 Millionen Euro an den Staat und an gemeinnützige Einrichtungen einzustellen. Wenn das Düsseldorfer Landgericht zustimmt, bleibt Ackermanns polizeiliche Akte ohne Eintrag und sein Job sicher. Victory!

regina stötzel