Der Robbie Williams des Fußballs

ich-ag der woche

Zu seinen besten Zeiten war Luis Figo einer der Besten. Aber mindestens einer war immer besser. Und der hieß Zinédine Zidane. Dabei hatte es verheißungsvoll angefangen, 1989 in Saudi-Arabien, als die portugiesische Jugendnationalmannschaft Weltmeister wurde. Zwei Jahre darauf wiederholte sie diesen Erfolg, und in Portugal begann man, von einer »Goldenen Generation« zu reden. Dem Team um Figo, Rui Costa und Fernando Couto traute man zu, die Durststrecke des portugiesischen Fußballs zu überwinden und sogar das zu leisten, was Eusébio und den Seinen vergönnt geblieben war: Titel.

Doch erst bei der EM 2000 schienen sie den Erwartungen gerecht zu werden, in der Vorrunde waren selbst die Reservisten gut genug, um Deutsch­land mit 3:0 zu erledigen. Aber im Halb­finale verwandelte Zidane den entscheidenden Elfmeter, Frankreich wurde als Welt­meister Europameister, während sich die Portugiesen am Schiedsrichter abreagierten. Bei der folgenden EM im eigenen Land hatten sie mehr Glück: Die Franzosen verloren gegen Griechenland. Leider ereilte Portugal im Finale das gleiche Los. Bei der letzten WM, nach einem hässlichen Auftritt gegen Holland, hieß der Gegner im Halbfinale wieder Frank­reich, wieder schoss – na wer wohl? – das entscheidende Tor. Fach­leute überraschte das Scheitern der »Goldenen Generation« nicht. Anders als etwa die Ungarn der fünfziger Jahre galten ihnen Figo & Co. nicht als die tragischen Helden ihrer Epoche, sondern als maßlos überschätzte Boygroup, die erfunden wurde, um Mädchen für Fußball zu interessieren.

Erfolgreicher verlief Figos Karriere bei Real Madrid. Aber auch dort stand er im Schatten von Zidane, dem er die Rolle des Spielmachers überlassen musste. Nun, nach einer kurzen Zeit bei Inter Mailand, wird Figo dorthin zurück­kehren, wo der Aufstieg der »Goldenen Generation« begann, nach Saudi-Arabien. Bei al-Ittihad Jeddah soll er vier Mil­lionen Euro in andert­halb Jahren verdienen. Vielleicht geht es ihm nicht ums Geld, von dem er genug haben müsste. Vielleicht will er nur beweisen, dass der portugiesische Fußball im Allgemeinen und der seinige im Besonderen kein Mädchending ist. In Saudi-Arabien dürfen Frauen keine Stadien betreten.

melis vardar