»Der Polizei wurde es unheimlich«

small talk

In der vorletzten Woche durchsuchte die Polizei das Kultur- und Wohnprojekt »Köpi« in Berlin. Dort werde eine »illegale Schankwirtschaft« betrieben, lautete der Vorwurf. Ein Gespräch mit einem Bewohner.

Was ist da abgelaufen?

Es war Freitagnacht, die Vereinskneipe hatte offen, der Abend war am Ausklingen. Und da tauchte gegen ein Uhr eine Hundertschaft Polizei auf. Die sind direkt in den Vereinsraum hinein. Das waren rund 80 Polizisten, Leute vom LKA, zwei Staatsschützer und zwei vom Wirtschaftsamt. Die haben dann Leute am Tresen kontrolliert und alle rausgeschmissen. 20 Minuten lang haben die sich alleine in unserem Vereinslokal amüsiert. Manche glauben jetzt, die hätten das Lokal verwanzt. Wer weiß. Bei uns finden momentan Informationsabende zum G 8-Gipfel statt. Der Staatsschutz hat G 8-Aufkleber und Materialien mitgenommen.

Wenn man die Pressemitteilung der Polizei liest, könnte man meinen, es handele sich um ein gefaketes Papier der »Köpi«. Da steht, der Einsatz sei nach Einschätzung der Polizeiführung »nicht ausreichend vorbereitet« gewesen und von einem »unerfahrenen Einsatzleiter« vorzeitig abgebrochen worden.

Die »Köpi« ist ja für die ein besonderer Raum. Das ist kein Tennisclub in Wittenau. Bei uns saßen da zwölf Vereinsmitglieder, die noch ihr Feierabendbier tranken. In der Kasse befanden sich 18 Euro. Und das soll eine illegale Diskothek sein, wie das Wirtschaftsamt meinte? Wie traurig muss so eine Disco sein in Berlin-Mitte, Freitagnacht um eins, mit 18 Euro in der Kasse!

Unprofessionell war aber in der Tat, dass die auf einen Schlüsseldienst gewartet haben. Nach einer halben Stunde waren dann 100 Unterstützer da, die Polizei hatte aber bereits acht ihrer zehn Wannen abgezogen. Das war ihnen dann zu unheimlich, und dann sind sie abgehauen.

Wer die »Köpi« kennt, weiß, dass wir nicht kommerziell arbeiten. Ein halber Liter Bier kostet bei uns einen Euro.

Da muss man einige Biere verkaufen, um 18 Euro Gewinn in der Kasse zu haben.

Eben. Das Wirtschaftsamt ist ja inzwischen von dem Vorwurf abgerückt.

Ihr meint, das hatte alles eher mit dem G 8-Gipfel zu tun?

Auch im »Open Space« ist die Polizei an einem G 8-Abend eingerückt, in der Brunnenstraße, in der »A6«. Vielleicht wollen die die Leute einschüchtern, man weiß es nicht genau.

interview: stefan wirner