Reiche-Leute-Essen

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Tortillas und Bio-Sprit haben eine Gemeinsamkeit: Beides wird aus Mais hergestellt. Dass der Preis für das mittelamerikanische Grundnahrungsmittel enorm gestiegen ist, liegt nicht etwa am größeren Appetit der Latinos, sondern an der gestiegenen Nachfrage nach dem Bio-Treibstoff Ethanol in den USA. So lautet zumindest die am häufigsten angeführte Erklärung. »Der Anstieg des Tortilla-Preises hat die Schwäche des mexikanischen Staates gegenüber den Monopolen gezeigt«, schrieb die linke mexikanische Tageszeitung La Jornada. Auf die Vermarktung des Getreides hätten sich drei große Unternehmen konzentriert, und in der Folge hätten Geschäfte mit den USA Vorrang vor der Ernährung der Mexikaner bekommen.

Seit das Nordamerikanische Freihandelsabkommen im Jahr 1994 in Kraft getreten ist, stieg der Preis für Tortillas weit über 700 Prozent. Besonders schnell verteuerte sich das nahrhafte Arme-Leute-Essen seit Ende vergangenen Jahres von knapp 40 auf 75 Cent pro Kilo. Dagegen demonstrierten am Donnerstag voriger Woche 80 000 Menschen in Mexiko-Stadt. Es war die größte Protestkundgebung, seit der Konservative Felipe Calderon sein Amt als Präsident angetreten hat. Der einigte sich zwar bereits Mitte Januar mit Tortilla-Herstellern auf einen Höchstpreis von 60 Cent pro Kilo. Die Vereinbarung betreffe aber nur 6 000 von 65 000 Tortilla-Bäckereien, schreibt La Jornada.

regina stötzel