Paradise lost

ich-ag der woche

Man nennt ihn »Mörtel«. Richard Lugner ist einer der erfolgreichsten Bauunternehmer Österreichs und ein so genannter Partylöwe. Doch in den vergangenen Wochen war bei ihm mehr Ärger als Party angesagt. Anfang Februar exkommunizierte der Salzburger Weihbischof Andreas Laun ihn, weil sich in seinem Einkaufszentrum »Lugner City« auch eine Abtreibungsklinik befindet. Vergangene Woche attackierten nun angebliche Kommunisten eines seiner Partygirls.

Die Hotelerbin Paris Hilton, die Lugner zum diesjährigen Opernball am Donnerstag voriger Woche eingeladen hatte, musste ihre Signierstunde im »Lugner City« abbrechen. Ein »spitzer Gegenstand« traf ihren Körper. »Das waren die Kommunisten«, rief »Mörtel« daraufhin aus, und die Frau wurde schleunigst von Bodyguards in Sicherheit gebracht. Angeblich wurden Flugblätter der Kommunistischen Jugend und Gegenstände wie Lippenstifte und Pappbecher auf Hilton geworfen.

Seit 1991 schmückt »Mörtel« sich und den Wiener Opernball mit weiblichen Prominenten, die er in seiner Loge platziert. Um während des Balls eine dieser exklusiven Sitzgelegenheiten benützen zu dürfen, müssen Lugner und die anderen Logenfreunde der Wiener Oper rund 40 000 Euro spenden.

Lugner ist ein Workaholic, der stolz darauf ist, auch im Alter von 74 Jahren noch 17 Stunden am Tag zu arbeiten. Er begann mit dem Errichten von Tankstellen und baute bald alles, was gewünscht wurde, sei es eine Moschee, einen jüdischen Tempel oder das Wiener Hundertwasser-Haus. Er stammt aus so genannten einfachen Verhältnissen und gilt österreichischen Feingeistern als Kulturbanause. Was ihn nicht davon abhält, die Wiener Kulturszene mit seinen Er­oberungen zu beglücken. Nach dem überwältigenden Medienrummel um Hilton sagte »Mörtel« allerdings, er wolle zum nächsten Opernball etwas »kleiner fahren«. Das könnte auch daran liegen, dass Hilton ihn schnöde abblitzen ließ und ihm sogar einen Tanz verweigerte.

kerstin eschrich