Alles klar, Herr Klar?

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Über einen Monat alt ist eine Grußbotschaft des ehemaligen RAF-Mitglieds Christian Klar an die alljährlich stattfindende so genannte Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin. Aber erst jetzt macht das Traktat Furore und schafft es sogar bis in die Tagesschau.

Klar würdigte in seinem Schreiben die »Inspiration, die seit einiger Zeit von verschiedenen Ländern Lateinamerikas ausgeht«, und kritisierte das »imperiale Bündnis« in Europa, »das sich ermächtigt, jedes Land der Erde, das sich seiner Zurichtung für die aktuelle Neuverteilung der Profite widersetzt, aus dem Himmel herab zu züchtigen«. Die Aufgabe bestehe darin, die »abstürzenden großen Gesellschaftsbereiche den chauvinistischen ›Rettern‹« zu entreißen, um »die Niederlage der Pläne des Kapitals zu vollenden«. Der übliche Antiimp-Quatsch also, vorgetragen in einem Stilmix aus Botho Strauß und Robert Kurz.

Für die Experten des Rechtsstaats allerdings eine wunderbare Vorlage. Der Großdenker Wolfgang Kraushaar analysierte: »Es ist im Grunde genommen so etwas wie eine Reformulierung eines politischen Überbaus für das, was die RAF ausgemacht hat.« Zwar sei vom bewaffneten Kampf keine Rede, »aber es ist die Rede davon, dass das Koordinatensystem, in dem dieser bewaffnete Kampf angesiedelt gewesen ist, nach wie vor richtig sei«. Mal sehen, wie Klars Brief im »Koordinatensystem« von Horst Köhler ankommt. Denn bei ihm liegt derzeit Klars Gnadengesuch.

stefan wirner