»Die Extreme werden größer«

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Die jüngste Dürreperiode bringt die deutschen Bauern in eine schwierige Lage. Ein Gespräch mit Holger Brantsch vom Bauernverband in Brandenburg

Wie ist die Lage der Bauern in Brandenburg?

Der April war der wärmste, trockenste und sonnigste seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Es hat hier seit 22. März nicht mehr geregnet. Die Wintergetreide, die recht gut über den Winter gekommen sind, weil es einen milden Winter gab, sind nun größtenteils vertrocknet. Sie haben sehr große Schäden davongetragen. Auf manchen Feldern ist es so schlimm, dass sie umgepflügt werden müssen. Da muss dann entweder Sommergetreide oder Mais draufgesät werden. Etwas anderes wächst dort nicht mehr.

Was bedeutet das für die Bauern?

Das Wintergetreide ist viel ertragreicher als das Sommer­getreide. Der Bauer kalkuliert mit einer gewissen Menge Winterroggen oder Winterweizen. Wenn nur das Sommergetreide oder Mais oder Sonnenblumen übrigbleiben, ist das sowohl vom Ertrag als auch vom Finanziellen her ein großer Verlust.

Kann man diese Verluste beziffern?

Nein. Kein Mensch weiß, wie sich die Getreidepreise entwickeln. Wenn das Getreide knapp wird, kann es passieren, dass der Preis steigt. Das hängt auch von der Entwicklung in den anderen europäischen Ländern ab. Der Weltmarkt für das Getreide kann den Preis sehr schnell verändern.

Es ist ja Regenwettter angekündigt. Wie lange und anhaltend müsste so ein Regen sein, um die Situation zu verbessern?

Regen bringt auf alle Fälle auf den Flächen etwas, die jetzt erst eingesät wurden: den Zuckerrüben, den Kartoffeln etc. Die brauchen jetzt viel Feuchtigkeit, um richtig wachsen zu können. Wenn die Samen nicht aufgehen, bleibt der Acker tot.

Auch die Grünflächen sind betroffen: Die Wiesen und Weiden sehen ja derzeit nicht grün und saftig aus, sondern so trocken wie im Spätherbst.

Hat die Klimaveränderung direkte Folgen für die Landwirtschaft?

Ich erinnere an das Jahr 2005, da hatten wir Hochwasser. Die Extreme werden größer. Es ist uns aber nicht möglich, direkte Zusammenhänge zu benennen. Für bestimm­te Getreidesorten kann der Preis extrem schwanken. Diese Schwankungen sind größer als die der Erträge und haben für die Bauern größere Folgen.

interview: stefan wirner