Was macht der Samurai in Chile?

von philipp brugner

So spricht ein echter Samurai: »Obwohl ich nicht gewählt wurde, haben sich mei­ne Gefühle gegenüber Japan nicht verändert. Es war eine gute Erfahrung«, sagte Alberto Fujimori der Kyoto News Agency. Doch warum steht dieser Samurai in Chile unter Hausarrest und will Peru ihn ausgeliefert sehen? Weil ihm in dem Land, das er von 1990 bis 2000 autoritär als Präsident führte, der Prozess gemacht werden soll. Ihm werden Menschenrechts­verletzungen und sogar Morde vorgeworfen.

Für Alberto Fujimori war das alles kein Grund, nicht bei den Oberhauswahlen in Japan mitzumischen. Bloß hatte er keinen Erfolg. Zwar verloren die Liberaldemokraten des Ministerpräsidenten Shinzo Abe und ihre Koalitionspartner, aber Fujimoris Neue Volkspartei gehörte nicht zu den Gewinnern.

Der »letzte unter den Samurais«, wie sich Fujimori in seiner Wahlkampagne albernerweise selbst nannte, fristet so oder so weiterhin in einer mondänen Wohnung in Santiago de Chile sein Dasein. Im Jahr 2005 war er dort mit internationalem Haftbefehl festgenommen worden. Die Chilenen wollen ihn nämlich nicht hergeben, weil die meisten der Verbrechen, die ihm in Peru angelastet werden, im chilenischen Rechtssystem gar nicht vorgesehen sind. Das brachte der Menschenrechtler Raul Piva von der Vereinigung gegen die Straflosigkeit auf den Punkt: »Ich kann das einfach nicht glauben. Ein herber Rückschlag im Kampf gegen die Straflosigkeit. Wir sind wieder am Nullpunkt, vergleichbar mit den Zeiten der Tyrannen Lateinamerikas.«

Es fragt sich noch, ob jemand, der 1938 in Lima als Sohn japanischer Einwanderer geboren wurde, überhaupt ein echter Samurai sein kann. Die japanische Staatsbürgerschaft hat Fujimori immerhin, und sie bewahrte ihn vor der Auslieferung an Peru, als er im Jahr 2000 nach Betrugs- und Bestechungsvorwürfen dorthin flüchtete. Dass seine Reise vor zwei Jahren nach Chile gar so lange dauern würde, hatte er wohl nicht geahnt.