»Uns interessiert die Völkerverständigung«

Die Osnabrücker Symphoniker waren zum Gastspiel in Teheran. Ein Gespräch mit Holger Schultze, dem Leiter des Theaters Osnabrück, zu dem die Symphoniker gehören. Small Talk von Stefan Wirner

Wie war es im Iran?

Es war ein ungeheuer beeindruckendes Erlebnis. Im Publikum saßen keine Funktionäre, sondern junge Leute. Nachdem dort 29 Jahre lang kein deutsches Orchester aufgetreten ist, war das bemerkenswert. Wir haben von vielen anderen Botschaften gesagt bekommen, dass sie das sehr sinnvoll finden. Uns hat die Völkerverständigung interessiert. Das soll kein Einzelfall bleiben.

Das Orchester hatte zuvor eingeübt, unter dem Schleier zu spielen. Viele Frauen im Iran protestieren gegen dieses Symbol der Unterdrückung.

Das wird uns aus einer bestimmten Ecke vorgeworfen. Das sind alles Argumente, die wir vorher sehr intensiv diskutiert haben. Michael Dreyer vom Morgenland-Festival, der das organisiert hat, hat ein Jahr gebraucht, um das Gastspiel genehmigt zu bekommen. Man sieht, dass man das auf iranischer Seite nicht gleich freudig begrüßt hat. Ganz im Gegenteil.

Wir fanden es wichtig, dort aufzutreten und mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen. Claus Peymann will ja nun auch in den Iran fahren. Mal sehen, wie er sich dort verhält. Das Schwie­rige ist ja, dass es dort gar nicht anders geht.

Im August gab es im Iran eine Welle von Hinrichtungen. Da wurden Menschen, zum Teil Homosexuelle, auf öffentlichen Plätzen an Kränen aufgehängt. Und Sie fahren dorthin und verleihen dem Regime den Anschein von Weltoffenheit.

Wir sind nicht im politischen Auftrag gefahren. Ich werde mich dazu auch nicht politisch äußern. Es ging um den Austausch zwischen Menschen. Das sehen ja nicht nur wir so. Außenminister Frank-Walter Steinmeier hatte die Schirmherrschaft übernommen, das muss man ja auch einmal sagen.