»In Polen geht es alkoholisch anders zur Sache«

Seit Anfang Januar läuft auf RTL 2 die achte Staffel von »Big Brother«. Der Psychologe Ulrich M. Schmitz ist seit der ersten Staffel an der Auswahl der Kandidaten beteiligt und betreut sie. smalltalk von amelie werner

Haben Reality-Shows überhaupt noch Konjunktur?

Es wurde auch viel produziert, was nicht funktioniert hat. Das ist allerdings von Land zu Land unterschiedlich. Bei »Big Brother« in Polen oder Spanien geht es alkoholisch und sexuell ganz anders zur Sache. Da wird wesentlich härter mit den Kandidaten umgegangen.

Und in Deutschland ist »Big Brother« gemäßigt?

Wie wir Deutschen eben so sind! Es ist alles in Maßen.

Aber die Einteilung der Bewohner in »arme« und »reiche« ist ja durchaus eine gewisse Manipulation.

Das hat man versucht. So nimmt das Format sicherlich auch etwas zynisch Bezug auf den gesellschaftlichen Status quo. Aber für die Bewohner ist das randständig. Entscheidend für sie ist das sehr enge Aufeinandersein, das Heimweh, nicht fliehen zu können, keinen Ausgleich zu haben. Die Produktionsfirma versucht durch die Einteilung in »arm« und »reich«, Grobverfassungen zu installieren, die dann eine Richtung vorgeben, mit der sich die Bewohner auseinandersetzen.

Finden Sie die derzeitige Staffel interessant?

Der große Vorteil dieser Staffel ist sicherlich, dass sie sprachlich auf einem angenehmen Niveau stattfindet. Man kann zuhören. Das ist angenehm.

Sie betreuen die Kandidaten auch nach der Teilnahme an der Sendung. Besteht großer Bedarf?

Nein. Es findet immer ein Gespräch mit mir statt nach dem Ausscheiden aus der Show. Aber Nachbetreuung kommt in der Regel nicht vor. Ab und zu gibt es Fragen, die mit »Big Brother« nichts zu tun haben, sondern zum Beispiel mit dem Thema Berufswahl. Die Kandidaten haben Vertrauen zu mir gefasst und können offen mit mir reden.