Das Gewissen

von elvira hieb

Eine Ministerpräsidentin in spe, den Parteivorsitzenden und ihre gesamte traditionsreiche Partei – sie alle hat Dagmar Metzger sozusagen auf einen Streich erledigt. Damit nicht genug, wurde sogar schon die Bundestagswahl in gut eineinhalb Jahren für die SPD verloren erklärt. Danke, Dagmar Metzger! Das ist eine ganz große Leistung, die Respekt verdient hat. Denn es kann kein Zweifel daran bestehen, dass es leichter gewesen wäre, Adams Sündenfall derartig konsequent zu verurteilen als Andrea Ypsilantis »Wortbruch«.

Schließlich gab es zu Adams Zeit noch keinen Fraktionszwang. Was haben Metzgers Genossinnen und Genossen im Laufe der Jahre und Jahrzehnte nicht alles abgesegnet und gewählt und für gut befunden im Namen ihrer Partei: Kriegseinsätze, Hartz IV, Rudolf Scharping, Mehrwertsteuererhöhungen und vieles mehr. Alles geschenkt! Aber mit der Hilfe von Kommunisten, Stasifans und anderen Vorgestrigen eine Landesregierung stellen zu wollen, das geht nun wirklich nicht, da machte Dagmar Metzger nicht mit! Schließlich sind diese wahren Sozialdemokraten, die sich »Die Linke« nennen, gegen die echten angetreten und freuen sich diebisch über jedes Prozent an Stimmen, das sie ihnen bei Wahlen abluchsen können.

Zwar hat in Berlin und anderswo die wunderbare Freundschaft zwischen den beiden roten Parteien, die sich beim Regieren zum Verwechseln ähnlich sind, längst begonnen. Aber wer will das so genau nehmen? Die Nation litt mit »Deutschlands ehrlichster Politikerin« (Bild), der von garstigen Genossinnen und Genossen nahe gelegt wurde, ihr Landtagsmandat zurückzugeben. Die Folgen ihrer tragischen Entscheidung waren ihr mit einem Mal bewusst: »Es kann nicht sein, dass ein Fraktionsmitglied dann letztendlich quer schießt und im Parlament etwas nicht mit trägt, was an Parteitagsbeschluss da ist.« So rang sie denn mit sich und blieb am Ende standhaft, trotz des »moralischen Drucks«. Chapeau!