We Love Cash!

von regina stötzel

Versetzen Sie sich fünf, sechs Jahre in die Vergangenheit und stellen Sie sich vor: Auf der Webseite »i-love-cash.de« ist ein rappender Hans Eichel, dem Bikini-Mädchen in den Schoß sinken, hinter einem DJ-Pult zu sehen. Per Maus­klick kann man ihm einen Afro-Bob verpassen, eine Sonnenbrille aufsetzen oder ein Muskelshirt anziehen. Eine Frauenstimme singt auf Wunsch: »Er ist der Größte, er macht uns schuldenfrei!« Und Hans Eichel rappt zu flotten Rhythmen: »Ich bin ja nicht der Ärmelschonertyp mit dem Ratzefummel und dem Bleistift in der Hand, der immer nur nein sagt.« Oder: »Es macht ja keinen Sinn, dass wir uns ins Koma sparen.« Im Impressum der Seite stünde als Herausgeber das Referat Öffentlichkeit im Bundesministerium der Finanzen. Ich wette auf die Nettoneuverschuldung Deutschlands, dass Sie gedacht hätten: Alles klar, da waren Spaßvögel am Werke!

Die Seite »i-love-cash.de« existiert, jetzt, im Jahr 2008. Bloß ist der »Rap-P€€R« (ha, ha!) der Nation natürlich nicht Hans Eichel, sondern Finanzminister Peer Steinbrück (SPD). Der soll seinen Spaß gehabt haben, als er davon erfuhr. Eine PR-Agentur, mit der das Finanzministerium zusammenarbeitet, hatte die Seite offenbar zunächst als »internen Gag« geplant. Dann erkannte man wohl, dass Steinbrück das Zeug zu einem deutschen Popstar hat.

Unter Rot-Grün lernte auch der ärmste Schlucker: Der Staat hat nichts mehr zu verteilen, Sparen ist angesagt. Schulden sind schlecht, die Gürtel müssen enger geschnallt werden. Wir sitzen ja alle im selben Boot, und nur, wenn sich alle anstrengen, wird der Staat wieder froh.

Jetzt ist es so weit. Im Gegensatz zu seinem oft verhöhnten Amts­vorgänger konnte Steinbrück melden, dass Deutschland sich in absehbarer Zeit nicht weiter verschulden werde. Die Taschen sind leer, aber die Staatskasse ist voll. Ein rappender Steinbrück ist irgendwie nicht so witzig wie ein rappender Eichel.

Und jetzt alle zusammen: »Ja, wir wollen Überschüsse machen. We love Cash!«