Deerhoof: The Magic - CD

Altin Village & Mine 2016, CD.

1994 gründeten Greg Saunier und Rob Fisk (der die Band 1999 wieder verließ) Deerhoof als improvisierendes Noise-Duo in San Francisco, nahmen das Album »Dirt Pirate Creed« und einige Singles auf, bis 1995 die Sängerin und Bassistin Satomi Matsuzaki einstieg und auf dem offiziellen Debütalbum »The Man, the King, the Girl« Popmelodien zum Lärm hinzutraten. Dieser Kontrast zieht sich durch alle Alben der Band, Deerhoof balancieren stets auf dem schmalen Grat zwischen Pop und Abgründen, in denen Noise, Punk, Neue Musik und Free Jazz miteinander verschmelzen.
Allerdings wirkt die Verknüpfung unterschiedlichster Stile niemals bemüht oder aufgesetzt, sondern verspielt und humorvoll, wenn auch vorgetragen mit der notwendigen Ernsthaftigkeit, die man benötigt, um als Band über 20 Jahre durchzuhalten und dabei einerseits von der Musik zu leben und sich andererseits die DIY-Strukturen der Punk-Szene auf die Fahne zu schreiben – die letzten beiden Deerhoof-Alben sind in Deutschland auf dem geschmackssicheren Leipziger Label Altin Village & Mine erschienen.
Alben von Deerhoof sind geprägt von der Lust am Experiment und der Abwechslung. Mal gewinnt die Improvisation die Oberhand und die Stimme Satomi Matsuzakis verschwindet hinter Noise-Wänden, mal steht die Suche nach dem perfekten Popsong im Vordergrund. Wie kaum eine andere Band haben Deerhoof die Nische zwischen Avantgarde und Pop nicht nur besetzt, sondern auch neu definiert. Daneben entstanden Soundtracks zu Filmen, Remixe und Albenproduktionen für gleichgesinnte Bands sowie Kompo­sitionen unter anderem für das Kronos Quartett.

(Jonas Engelmann in Jungle World #31)