Nachrichten aus der Garage

Zwei Monate nach der Übernahme der Deutschen Lehrerzeitung (DLZ) durch den Reinhardt Becker Verlag aus Velten schien im Dezember letzten Jahres das Traditionsblatt vor dem Aus zu stehen (Jungle World berichtete). Nachdem der brandenburgische Verleger weder Gehälter noch den Postvertrieb bezahlt hatte, wurde die Zeitung nicht mehr ausgeliefert. Anfang Januar flatterte den Abonnenten der DLZ nun eine neue Ausgabe in die Briefkästen. Das frühe Revival der Zeitung läßt sich leicht erklären. Bei der angeblich neuen Nummer handelt es sich jedoch um die Dezember-Ausgabe, die von den Mitarbeitern zwar noch fertiggestellt, wegen der ausstehenden Gehälter aber nicht mehr in Druck gegeben wurde. In den Besitz der Druckvorlagen gelangte Becker vermutlich durch einen freien Mitarbeiter. Ihm wäre damit eine aussichtsreiche Karriere im Hause Becker so gut wie sicher, gäbe es überhaupt ein solches Verlagshaus. Bislang residiert der Kleinverlag in einer ausgebauten Garage in Velten bei Berlin. Wegen unbezahlter Mietrechnungen hat Becker in den ehemaligen Redaktionsräumen der DLZ im Medienzentrum Treptower Park mittlerweile Hausverbot.

In der nun erschienenen Ausgabe wird weder der Konflikt noch die Tatsache erwähnt, daß die im Impressum aufgeführten Redakteure nicht mehr für die DLZ arbeiten, sondern gegen den neuen Verleger vor dem Arbeitsgericht klagen. Becker kündigt dagegen in seinem Editorial für Ende des Monats eine "Jubiläumsausgabe" zum 40jährigen Bestehen der DLZ an. Die geplante Jubelnummer allerdings wird der Kleinverleger in Heimarbeit selbst vollschreiben müssen.