Streik der australischen Hafenarbeiter beendet

Scharfe Hunde

Die Richter kannten kein Erbarmen: das zweitgrößte australische Stauerunternehmen Patrick Stevedores Ltd. wurde vergangene Woche unter dem Jubel der Gewerkschafter von der Maritime Union of Australia (MUA) dazu verdonnert, die vor zwei Wochen entlassenen Docker umgehend wiedereinzustellen. Damit schlug der Versuch des Unternehmens fehl, das "Hafenmonopol" der MUA mit Unterstützung der Regierung zu brechen.

Mehrere Monate hielt der Streit zwischen der Gewerkschaft, der Regierung und der Patrick Stevedores Ltd. Australien in Atem. Die konservative Regierung von Premierminister John Howard hatte bereits bei ihrem Amtsantritt vor zwei Jahren angekündigt, daß sie das "Hafenmonopol" der MUA beenden wolle. In einer mit militärischer Präzision durchgeführten Überraschungsaktion besetzten am 8. April mehrere Hundert bewaffnete Sicherheitsleute die Docks, hielten den Arbeitern der Nachtschicht ihre Entlassungspapiere unter die Nase. Wer nicht gleich begriff, fand sich wenig später mit Blessuren vor den Unternehmenstoren wieder. In den anderen Häfen wurden Dockarbeiter mit Waffengewalt oder mit scharfen Hunden von ihren Arbeitsplätzen vertrieben. Parallel zu der von ehemaligen Militärangehörigen organisierten nächtlichen Entlassungsaktion der etwa 2 100 Docker warb Patrick Stevedores im In- und Ausland unorganisierte Arbeiter an.

Für die Kosten der spektakulären Aktion haftete die australische Regierung, die Patrick ein Darlehen über 120 Millionen US-Dollar zur Verfügung stellte - exakt die Summe, die das Unternehmen den Dockern an ausstehenden Gehältern und mehr oder minder großzügigen Abfindungen anbot. Doch damit wollten sich die "wharfies" genannten Docker nicht abfinden. Sie blockierten in den vergangenen Wochen die Hafenanlagen und legten sich mit den Streikbrechern an.

Arbeitsminister Peter Reith hatte zuvor kein Mittel gescheut, um die "Macht der MUA zu brechen". So sollten ehemalige Armeeangehörige im letzten Jahr nach einer Ausbildung in den Hafenanlagen von Dubai als Kern einer Streikbrechermannschaft die Docks übernehmen. Der Plan wurde allerdings vor dessen Realisierung im Dezember publik und Reith konnte trotz aller Dementis seine Beteiligung an der Aktion nicht gänzlich verbergen.

Sein Ziel, die MUA zu zerschlagen, gab der Arbeitsminister allerdings trotz des großen Aufsehens nicht auf. Im Verbund mit Patrick startete er eine Kampagne für die Effizienzsteigerung der australischen Häfen. Es könne nicht angehen, so der Minister, daß in australischen Häfen nur 18 Container pro Stunde verladen würden, während es in anderen Industrieländern 30 wären. Verantwortlich sei dafür die MUA, worunter die "gesamte Wirtschaft leide". Allerdings, so der Gewerkschaftsvorsitzende John Coombs, seien Häfen miteinander verglichen worden, die ganz andere Grundausstattungen hätten.

Arbeitsminister Peter Reith sowie Premierminister John Howard wollen ihre Anstrengungen für Reformen in den Häfen trotz der juristischen Niederlage von Patrick Stevedores Ltd. noch nicht aufgeben. Somit könnte es sein, daß die Gerichte erneut bemüht werden müssen, um über die Verantwortung der Muttergesellschaft für die Wiedereinstellung zu befinden - und um zu klären, wie stark die Regierung in die Machenschaften bei Patrick involviert ist.