Pressesprecher der Berliner Messe

Wo waren Sie, als das Sparwasser-Tor fiel?

Ich studierte zu dieser Zeit in Leipzig Journalistik, das war damals beinahe die einzige Möglichkeit, in dieses Metier hineinzukommen. Das Tor von Sparwasser gegen die BRD-Auswahl habe ich an diesem Samstag im Juni 1974 jedoch zu Hause in Thüringen gesehen und mich natürlich sehr über diesen Treffer gefreut, der für mich jedoch nicht so völlig überraschend kam.

Die Vorbereitung der DDR-Elf wurde nämlich äußerst akribisch betrieben, zahlreiche Spiele der Westdeutschen waren gefilmt und ausgewertet worden, die DDR-Mannschaft war daher taktisch und technisch wohl sehr gut auf dieses Spiel vorbereitet. Ich vermute, die andere Seite hat diese Begegnung nicht so sehr als Prestigespiel gesehen wie die DDR.

Rund um das Sparwasser-Tor in Erinnerung geblieben ist mir allerdings eine ganz andere Szene. In einer westdeutschen Fernsehshow, die am Abend nach dem Spiel lief, wurde die Frage gestellt, welcher DDR-Spieler denn den Siegtreffer geschossen habe. Nach längerem Überlegen kam die Antwort: "Sparbier!"

Das war bei uns wochenlang der Spruch, ähnlich wie heute Trapattonis Satz "Ich habe fertig". Aber eigentlich kam in dieser Antwort doch auch ziemlich viel Ahnungslosigkeit zum Ausdruck. So unbekannt war Sparwasser damals ja schon nicht, zumal die DDR-Mannschaft, die 1976 mit einem 3:1 über Polen Gold bei der Olympiade in Kanada gewann, in dieser Phase international recht erfolgreich spielte. Und eine Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft war eben schon damals keine leichte Sache.