Deutlich deutsch

Es gibt ein neues Café Germania - dieses Mal in Dresden

Der Name des Cafés ist Programm: "Ich biete deutsche Musik in deutscher Atmosphäre bei deutschen Produkten." Mit dieser prägnanten Formulierung präsentierte Helmar Braun, ein Betreiber des Mitte letzter Woche in Dresden eröffneten Café Germania, der Lokalpresse seinen neuen Laden.

Helmar Braun ist seit Anfang der neunziger Jahre in der Dresdener Naziszene aktiv. Er war erster Landesvorsitzender der Sächsischen Nationalen Liste, die im August 1991 in Dresden unter Beteili-gung von Christian Worch, damals Chef der inzwischen verboten Nationalen Liste (NL), und dem Österreicher Gottfried Küssel gegründet worden war. Auch im engen Umfeld des Verbandes der sächsischen Werwölfe, des Nationalen Widerstandes und der Nationalen Offensive (NO) hat sich Braun länger bewegt. Erst nach den Verboten der NO (1992) und NL (1995) wurde es um ihn ruhiger.

Im Zuge des Neuformierungsprozesses der Naziszene in den letzten Jahren tauchte Braun, wie viele andere auch, im Umfeld der NPD wieder auf. Das Dresdener Café Germania paßt zu diesem Umfeld. Zur Eröffnung der Kneipe eilte das Klientel - über 100 Nazis, die meisten männlich, jung und kahlgeschoren - wie zu einem NPD-Aufmarsch und feierten ausgiebig ihren neuen Treffpunkt.

Der ist Teil eines Konzepts, das im Juni 1998 in der Nazi-Zeitschrift Volkstreue Zeiten vorgestellt und in dem die Schaffung einer "erst berlinweiten und später deutschlandweiten Infrastruktur von Gastronomie- und Freizeitobjekten" propagiert worden war. Doch ganz so einfach war der Vorschlag nicht umzusetzen. Der Vorgänger des Dresdener Treffs, das Berliner Café Germania, mußte im Dezember des vergangenen Jahres schließen. Der öffentliche Druck und Angriffe von AntifaschistInnen waren stetig angewachsen.

Nun soll Dresden für einen Neuanfang stehen. Und die NPD hilft nach Kräften: Auf einer Saalveranstaltung der Partei zum 13. Februar, dem Jahrestag der Bombardierung Dresdens, wurde für die Eröffnung der Kneipe geworben. Über 100 vorwiegend junge Nazis lauschten davor und danach einem alten Zeitzeugen und schauten sich einen Videofilm über das "Schicksal" Dresdens an. Andere Rechte wollten an diesem Tag nicht zurückstehen: Bereits am Vormittag war die Dresdener Innenstadt mit Nazipropaganda zugeklebt worden, es folgte ein Trauermarsch, der von der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen (JLO) angemeldet worden war.

Dabei arbeiteten NPD und JLO gut zusammen. Während Alexander Kleber, der sächsische Landesvorsitzende der JLO, die Demonstration anmeldete, stellten Mitglieder des NPD-Kreisverbandes die Ordner. Neben verschiedenen nationaldemokratischen Abordnungen nutzten auch autonome Kameradschaften, die Republikaner und die DVU die gebotene Plattform: Rund 200 Faschisten zogen schweigend über die Einkaufsmeile zur Frauenkirche und legten dort ihre Kränze nieder. Die Polizei hielt sich auffallend zurück, auch als nach dem Trauermarsch Nazis einzelne Antifaschisten angriffen.

Auch die Betreiber des Café Germania scheinen von einem eher gewaltbereiten Publikum auszugehen. Deshalb verbieten sie in einer Kneipenordnung den Gästen, "Streitigkeiten in der Kneipe auszutragen". Auch "Parolen und Gesten, die eine behördliche Schließung bewirken könnten" sowie "das Tragen von Waffen" müßten unterbleiben.

Dabei unterscheiden sich die Inhaber darin kaum von ihrem zu erwartenden Publikum. So stellt ein ortsansässiger Waffenhändler die Dekoration, ein weiterer Betreiber gehört zur Security von Diskotheken.

Die Reaktionen von Helmar Braun auf die ersten erfolgreichen Antifa-Proteste passen ebenfalls in dieses Bild: In der Dresdner Morgenpost drohte er, daß "seine Leute" Wache schieben würden - und die seien "nicht zimperlich".