Kürzer streiken

Die Geschäftsführung einer der letzten Zeitungen, an der die Sozialdemokratische Partei Deutschlands große Anteile hält - die Sächsische Zeitung (SZ) aus Dresden -, gebärdet sich zur Zeit keineswegs sozial, sondern eher wie eine Musterschülerin des liberalisierten Kapitalismus. Die Leitung des im Besitz von Gruner & Jahr und zu 40 Prozent der SPD befindlichen Dresdener Druck- und Verlagshauses reagierte auf einen Streik von rund 300 seiner Mitarbeiter letzte Woche mit dem Anwerben von Streikbrechern, um eine Notausgabe des Blattes zu sichern. Der Deutsche Journalisten Verband (DJV) berichtete, dass die Geschäftsleitung Angestellten mit Kündigung gedroht habe. Zur Hebung der Streikbrechermoral habe diese angekündigt, die Gehälter der Streikenden unter den reuig zu ihrem Arbeitsplatz Zurückkehrenden aufzuteilen. Hintergrund des Streiks sind die Pläne der Geschäftsführung, die Lokal-Redaktionen des Blattes aus Kostengründen in eigenständige Dienstleistungsunternehmen umzuwandeln. Dadurch wären nicht nur die Tarifverträge von DJV und IG Medien hinfällig, lokale Hauptsponsoren könnten endlich direkten Einfluss darauf nehmen, was die einzige Tageszeitung im Ort schreiben darf.