Weniger entschädigen

Zahlen sie nun oder zahlen sie nicht? Das wissen die deutschen Unternehmen-Chefs anscheinend selbst nicht mehr so genau. Da immer mehr Betriebe sich dazu entschließen, nicht in den Stiftungs-Fonds »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft« einzuzahlen, sondern firmeninterne Entschädigungen an frühere NS-Zwangsarbeiter zu tätigen, wird die deutsche Wirtschaft die versprochenen fünf Milliarden Mark vielleicht nicht aufbringen können. Der Münchener Rechtsanwalt Michael Witti kritisierte, dass diese Firmen »zu Unrecht vom Rechtsfrieden« profitierten, »den die Stiftungsmitglieder mit ihren gemeinsamen monatelangen Gesprächen schaffen«. Der Stiftungs-Initiative wiederum geht es vor allem darum, Schutz vor Sammelklagen der Opfer in den USA zu erhalten - die bei Nichtzustandekommen des Fonds drohen. Da in dem bislang nicht öffentlichen Gesetz für den Fonds auch die »Vermögensschäden durch Arisierung unter unmittelbarer Beteiligung deutscher Unternehmen« abgegolten werden sollten, wie der Spiegel berichtete, könnte das Stiftungsvermögen jedoch schnell erschöpft sein. Deshalb sollen zunächst nur 30 Prozent der Entschädigungssumme an die Opfer ausgezahlt werden - aber nur an die, die schon bei Antragstellung auf »jede weitere Inanspruchnahme der Öffentlichen Hand und der deutschen Unternehmen verzichten«.