Alternative Lebensformen

Falsche Ausländer

An der Technischen Universität ist es wie in manchen Bezirken der Hauptstadt: Wer es deutsch liebt, fühlt sich hier unwohl. So wie der einstige Innensenator Jörg Schönbohm (CDU), der mittlerweile nach Brandenburg emigriert ist.

Denn an der Technischen Universität (TU) gibt es nicht nur jede Menge naturwissenschaftlicher Fakultäten mit so neumodischen Studiengängen wie Biotechnologie. Darüber hinaus gibt es auch 5 746 Studierende ohne deutschen Pass. Das sind immerhin mehr als 20 Prozent aller Immatrikulierten, mehr als an jeder anderen deutschen Hochschule und nach Ansicht des Akademischen Senats offenbar zu viele.

Ab dem Sommersemester gelten daher neue Zulassungsmodalitäten für Studierende aus dem Ausland. Je schwerer die Zulassung wird, desto weniger von ihnen werden kommen, so die einfache Rechnung. Künftig müssen ausländische Bewerber die »Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang« ablegen, bevor sie die Immatrikulation beantragen können.

Bislang war es umgekehrt: Ausländische Bewerber, die den akademischen Kriterien genügten, bekamen eine »bedingte Zulassung«. Und damit konnten sie bei deutschen Konsulaten ein Visum beantragen. Der Sprachkurs wurde in Deutschland besucht, angeboten beispielsweise von der TU, danach konnte das Studium beginnen.

Wegen der im Dezember beschlossenen Regelung bringt die Sprachkenntnis alleine ohnehin nichts, denn deutsche Universitäten erkennen Sprachprüfungen aus dem außereuropäischen Ausland meistens nicht an. Und an der TU gibt es die Sprachkurse künftig nur noch für ausgewählte Studienbewerber. Nach einem Beschluss des TU-Präsidiums sind sie künftig denjenigen Studierenden vorbehalten, die an europäischen Austauschprogrammen teilnehmen oder von Universitäten kommen, mit denen die TU kooperiert.

Offiziell begründet die Universität die Neuerungen damit, sie wolle ihre »internationale Attraktivität zukünftig gezielt ausbauen«. Denn - so hat es der Präsident Hans-Jürgen Ewers bereits angedeutet - an der TU sind vor allem zu viele falsche Ausländer. Europäische Austauschstudenten und Studenten von Partneruniversitäten sollen auch weiterhin kommen dürfen. Das vergrößert das internationale Ansehen und dient den deutschen Interessen. Solche erwünschten Ausländer machen derzeit aber nur acht Prozent der Besucher von Deutschkursen an der TU aus.

Noch im vergangenen Halbjahr des deutschen Antifaschismus hatte die TU eine »Erklärung gegen Fremdenfeindlichkeit« unterzeichnet. »Menschen jeglicher Herkunft« wurden darin an deutschen Hochschulen willkommen geheißen. Kein Widerspruch zur neuen Zulassungsregelung: Jenseits der Imagepflege für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Deutschland erreicht der einwanderungspolitische Diskurs auch die Universitäten. Erwünscht sind eben nur die richtigen Ausländer - jene, die Deutschland nützen.