Dschungelbuch

Gottes vergessene Slacker

»Super-lupo war voller tatendrang. nein, man muss es wohl etwas genauer sagen: super-lupo war voll.« Mit diesem programmatischen Satz beginnt eine der Geschichten um Linus Volkmanns Held, der - genau wie der echte Super-Lupo aus ðFix + FoxiÐ - für das Prinzip Scheitern steht. Er kommt vom Punk, lebt in einem Turm in der Vorstadt und ist so unstandesgemäß wie unglücklich verliebt, und zwar in Lumpinchen, die ein Jugendzimmer im »weißen reichen Viertel« bewohnt und dort in Tristesse Royale und Zickigkeit macht. Trost findet Super-Lupo bei seinem Freund Pauli und beide zusammen im Alkoholismus.

So weit die klischeesatte Grundkonstellation, die nicht das einzige ist, was den Texten aus »Smells Like Niederlage« einen gewissen Sitcom-Flair verleiht. Allerdings muss man hinzufügen: Der beste Teil kommt aus dem Off.

Wenn Lumpinchens Vater »von seiner arbeit als bulle« zurückkommt und den Hund auf den vor der Tür bettelnden Super-Lupo hetzt, hört sich das so an: »super-lupo robbte richtung tor. er wäre dabei schneller gewesen, hätte harras, der hund der lumpinchens, sich nicht in sein bein verbissen gehabt. außerdem zerrte dieser in eine völlig entgegengesetzte richtung im vergleich zu der, in die super-lupo wollte. harras zerrte zurück richtung ðwillkommenÐ, super-lupo zerrte vorwärts richtung jägerzauntürchen, herr lupinchen überholte die verbissenen leicht. er öffnete das türchen. ðdankeschönÐ, sagte super-lupo artig. ðkönnten sie vielleicht auch dem hund sagen, er soll mit dem beißen aufhören?Ð - ðach was ... den meter schaffst du doch auch so.Ð - herr lupinchen schätzte disziplin und standhaftigkeit. hinter all seiner faschistoiden willkür stand jedoch immer noch der gedanke an fairness. ðaus harras!Ð, befahl er daher mit großer geste, als super-lupo die grundstücksgrenze überrobbt hatte.«

Super-Lupo kontrastiert seine Trottelei immer wieder mit unverhofftem Scharfsinn, etwa wenn er der Bardame im One-Night-Stand-Inn erklärt, was er dort zu suchen hat - und damit den Vertretern der Popkultur aus der Seele spricht, die mal mehr wollten als Narzissmus in der Disco: »ich bin da so'n kleines bisschen reingeraten und wollte nicht der sein, der im ajz das licht ausknipsen muss. aber am liebsten würde ich hedonismus zur rede stellen und ihm sagen: ðwir treffen uns in der hölle, alter arsch.Ы

Das Finale des Buches bestreiten zwei neue Helden: »robbe und bürzel. zwei junge männer in akademischer ausbildung. kompetenzen in cobol und c++ und quake gehen ihnen nahe. ansonsten haben sie es nicht so drauf. wissen nicht, was abgeht«. Kurz: Robbe und Bürzel sind Nerds. Aber es gibt ein Problem. »robbe und bürzel spüren die biologie und die macht der gesellschaft im nacken. los: partnerschaft. los: girls. man muss. man muss. immer.« Das Desaster ist noch schwärzer als bei Super-Lupo, beruht aber auf demselben Problem. Denn es handelt sich hier um eine Satire auf pickelgesichtige Computerfreaks und deren verpickelte Heterosexualität.

Linus Volkmann: Smells Like Niederlage. Ventil Verlag, Mainz 2001. 118 S., DM 18,90