Sitten und Gebräuche XVI

Let's go shopping

Neulich war ich zum ersten Mal mit meinem Einkaufswagen in einer Kneipe. In meine Stammkneipe habe ich mich nicht getraut. Lieber erst mal testen.

Zunächst gab es auch Probleme mit dem Einkaufswagen, das stimmt schon. Was das soll und so, und ob der nicht draußen stehen kann, wo er dann ja geklaut wird. Wenn man mich fragt, wurde ein bisschen viel diskutiert und palavert. Nicht mit dem Personal, dem ist das ziemlich gleichgültig, ob einer einen Hund mitbringt, den eigenen Mann oder eben einen Einkaufswagen. Aber manche Gäste wollten glatt so tun, als könnte mein Einkaufswagen ihnen den Platz wegnehmen, auf dem sie gerade sitzen. Hatten wir aber nach ein paar Minuten durch, war echt kein großes Thema, alles.

Missverständnisse gab's keine, das möchte ich betonen, trotz dieser anfänglichen Stimmung gegen mich. Es verlief alles total ruhig und einvernehmlich, egal mit wem ich sprach, egal welches Thema.

Womöglich haben Sie gar keine Ahnung, wovon ich rede! Über die Jahre war ich die dauernden Missverständnisse einfach leid. Ich hatte die Nase voll davon. Sie können sich nicht vorstellen, wie!

Dass mir als Autor mit ausgeprägtem Hang zur Ironie so mancher aus so mancher Bemerkung einen Strick drehen möchte, kann ich noch verkraften. Aber im Privaten lediglich in Supermärkten vor Missverständnissen geschützt zu sein, war mir auf Dauer einfach zu wenig. Deshalb habe ich mir einen eigenen Einkaufswagen gekauft. Und es stimmt: Seit ich mit dem unterwegs bin, gibt es keine Missverständnisse mehr, weder in dem, was ich höre, noch in dem, was ich sage. Es ist phänomenal, was so ein Einkaufswagen bewirkt. Kann ich nur jedem empfehlen.

Na, ich hab dann auch gleich einigen hohen Politikern einen Brief geschickt, dem George W. Bush, dem Schröder, Ussama bin Laden und so: Bitte benutzen Sie einen Einkaufswagen. Es schützt Sie und uns vor Missverständnissen!