Preiserhöhungen in Berliner Schwimmbädern

Lieber ins Kino

Das Gute zuerst. Klaus Böger hat Recht behalten. Schwimmen ist auch heute noch billiger, als ins Kino zu gehen. Das prophezeite Berlins Sportsenator, der auch Aufsichtsrat der Berliner Bäder-Betriebe ist, im März, als er die geplanten Preiserhöhungen in den Berliner Schwimmbädern verteidigte.

Inzwischen kostet der Eintritt ins Freibad vier Euro, und in den »Top-Bädern«, in denen man ganz viel erleben kann, zahlt man für eine Stunde schlappe fünf und für drei Stunden gerade mal sechs Euro. Das sind korrekte Preise, und es gibt überhaupt keinen Grund, sauer zu sein. Böger weiß, wovon er spricht. Ins Kino zu gehen kostet sieben, vielleicht auch acht Euro. Essen zu gehen ist noch teurer. Einmal zum Inder, und schon fehlt ein Zehner im Portemonnaie.

Schwimmen im Freibad ist zudem wesentlich günstiger als etwa an einen See im Berliner Umland zu fahren. Wer rechnet schon die Benzinkosten für die Anfahrt per Auto oder auch das Geld fürs U-Bahn-Ticket ein? Außerdem ist man in einem Freibad sicherer als am Waldsee. Im Kreuzberger Prinzenbad gibt es sogar Spinde mit abschließbaren Türen. An Seen hingegen treiben sich bekanntermaßen kleinkriminelle Taschendiebe herum, und vor Neonazis ist man dort auch nicht sicher.

Gegen das Baden im See spricht auch die erhebliche Gefährdung der Gesundheit an solchen Orten. Denn die Zeckensaison hat längst begonnen. Bis Ende Oktober bestehe wieder eine erhöhte Gefahr einer Infektion mit Hirnhautentzündung oder Borreliose, sagte ein Sprecher der Berliner Senatsumweltverwaltung am Mittwoch der vergangenen Woche. Zecken übertragen Erreger der so genannten Frühsommer-Menigoenzephalitis (FSME) und der in ganz Deutschland verbreiteten Lyme-Borreliose. Waldspaziergänger und Badeseebesucher sind gefährdet. Jede fünfte Zecke überträgt Lyme-Borreliose, an der jährlich zwischen 30 000 und 60 000 Menschen erkranken.

Noch schlimmer als Zecken sind jedoch die Senioren, die sich nun, da sie inzwischen doppelt so viel fürs Schwimmbad zahlen müssen als noch im April, scheinbar vermehrt an Seen im Berliner Umland herumtreiben. Das Prinzenbad hingegen ist wie leer gefegt von den Alten. Das ist ein weiterer Vorteil der Preiserhöhungen. Wer ist nicht schon einmal mit einem der senkrecht im Wasser stehenden und grundsätzlich quer zu den Bahnen schleichenden Badekappenträger kollidiert und musste sich dafür auch noch blöde Sprüche anhören? Damit ist es jetzt vorbei. Schluss, Aus.

Nicht nur für Senioren, sondern vor allem auch für Familien, unkte die Bögerkritische Sozialdemokratin Karin Seidel-Kalmutzki noch vor ein paar Wochen, sei der Preisanstieg »ein tiefer Einschnitt«. Solche Leute gehen wohl nie ins Schwimmbad. Familien mit Kindern sind die schlimmsten Badegäste. Noch schlimmer als Senioren. Die sind wenigstens leise. Die Kleinen aber kreischen wie wild, und kaum haben die Sommerferien begonnen, sind sie außer Rand und Band, springen vom Beckenrand auf Schwimmer, schießen Fußbälle auf Köpfe und pinkeln ins Becken, während ihre antiautoritären Kreuzberger Eltern dabei zuschauen und das auch noch irgendwie gut finden.

Das Schlechte kommt zum Schluss. Schwimmen ist noch immer billiger, als ins Kino zu gehen. Das muss sich ändern. Und zwar schnell. Um die ganzen Plagegeister endlich loszuwerden.