Des Terminators Erinnerungen

in die presse

Arnold Schwarzenegger, derzeit Gouverneur von Kalifornien und einer größeren Öffentlichkeit vor allem als Terminator, Kindergarten-Cop und werdende Mutter bekannt, hat beim republikanischen Parteikonvent in New York seine historisch-analytischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Die Delegierten konnten von Schwarzenegger lernen, dass der Österreicher 1968 ein »sozialistisches Land« verlassen hat. Sowjetische Panzer habe er als Kind auch gesehen, sagte Schwarzenegger.

Für die Republikaner dürfte damit klar gewesen sein, wo der Sowjetkommunismus mit brutaler Härte gewütet hat: Berlin 1953, Budapest 1956, Prag 1968, Graz ebenfalls 1968. Doch Schwarzenegger sollte das tun, was der der sozialistische, mitnichten aber sowjetische Bundeskanzler Bruno Kreisky einmal einem Journalisten geraten hat: »Lernen Sie Geschichte.« Als Arnie 1968 Österreich verließ, wurde das Land von der ÖVP regiert, und die ist so moskautreu wie es einst Pinochet oder Franco waren.

Doch ein Terminator gibt nie auf. Er habe »keine politische Ideologie gemeint, sondern jenes System, mit dem Österreich stets regiert wurde. Der Staat hat auch damals die Menschen kontrolliert«, erläuterte er der Kronen Zeitung. Schwarzenegger habe sich »zu höchst seltsamer Österreich-Diffamierung hinreißen« lassen, befand der SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos.

Der Historiker Stefan Karner dozierte im Kurier: »Faktum ist, er kann als Kind in der Steiermark keinen sowjetischen Panzer gesehen haben.« Die Steiermark war britische Besatzungszone. Als nun ein Sturm der Empörung in Österreich losbrach, rechtfertigte sich Arnie mit der Aussage, die sowjetischen Panzer habe er gesehen, als er einmal in Richtung Wien gefahren sei. Da gab es mal sowjetische Panzer. Aber 1955 waren auch die weg.

Der Österreicher Freude über den erfolgreichen Polit-Export Schwarzenegger nahm jedenfalls ein jähes Ende. Langsam sollten die Österreicher es sich merken: Ösis im Ausland werden entweder Diktatoren, TV-Chefredakteure oder fantasievoll fabulierende Gouverneure.

martin schwarz