1 000 mg!

liebe ware

Produkte, die wir auch nach dem Ende des Kapitalismus nicht missen möchten. Würde mit ihm das Schmerzmittel Aspirin aus den Apotheken verschwinden, wäre der Untergang des Kapitalismus eine Katastrophe. Wie sollte man ihn in angemessener Weise begießen, wüsste man, dass am nächsten Morgen keinerlei Linderung des wie so oft tonnenschweren Katers mehr denkbar wäre? Gewiss, es mag immer wieder mächtig bebauchte Patriarchen oder im Punk sozialisierte Promille-Betonköpfe innerhalb der Linken geben, die mühelos und ganz allein ein Fass Bier in einem Zuge zu leeren im Stande sind, ohne dafür später auch nur die geringste körperliche Strafe erleiden zu müssen. Ich selbst habe leider nie zu den happy few dieser gedankenlosen Nullkommanix-Potatoren gehört, die ihren Komarausch einfach ausschlafen, irgendwann gegen Nachmittag verwundert aus dem Bett fallen, sich kurz schütteln und dann auch schon wieder das nächste Bier aufmachen.

Genauso wie der Kapitalismus gehört auch der Schmerz abgeschafft. Jenes simple, weiß-grüne Pappschächtelchen mit dem Logo der Firma Bayer ist und bleibt die Verheißung – als wahres Misstrauensvotum gegen eine böse und gemeine Welt, die leider auch im Kommunismus zur besten aller möglichen so schnell nicht würde!

Wer wollte es jemals missen, dieses erleichternde Gefühl, wenn die 500, oder nein: besser immer gleich 1 000 mg Acetylsalicylsäure ihre wundersame Wirkung jäh entfalten? Wenn die Nebel sich lichten, damit auch wir die Ahnung unausweichlichen Siechtums noch einmal, für diesen einen Morgen nur, vergessen dürfen? Eben.

jan süselbeck