Kreuzchen für die Unabhängigkeit

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Plakate mit Fotos der wohl kreativsten Aktion im kosovo-albanischen Wahlkampf zierten noch am Tag nach den Parlamentswahlen, die am vergangenen Samstag stattfanden, Hauswände und Stromkästen von Pristina. Sie zeigen einen Esel, der ein Schild trägt mit der Aufschrift: »Wählt mich, ich garantiere euch die Unabhängigkeit!« Die Initiatoren der Jugendorganisation Levizja wollen damit auf die aus ihrer Sicht völlige Unglaubwürdigkeit der etablierten Kosovo-Parteien aufmerksam machen, die fast unterschiedslos die Unabhängigkeit des völkerrechtlich weiterhin zu Serbien-Montenegro gehörenden Protektorats schon im nächsten Herbst versprechen.

Doch an der parlamentarischen Verfasstheit der politischen Klasse des seit Ende des Nato-Bombardements Jugoslawiens im Sommer 1999 von den Vereinten Nationen verwalteten Protektorats wird sich wohl auch in den nächsten vier Jahren nichts ändern. Die Demokratische Liga des Kosovo von Präsident Ibrahim Rugova kam auf 47 Prozent – und wird wieder stärkste Kraft in der derzeitigen Koalitionsregierung. Sowohl die Demokratische Partei von Ex-UCK-Chef Hashim Thaci und die vom früheren UCK-Kommandeur Ramush Haradinaj geleitete Allianz für die Zukunft des Kosovo kamen nicht über ihre bei den Parlamentswahlen im November 2001 erzielten 27 respektive acht Prozent hinaus. Den beiden kosovo-serbischen Parteien, die den Boykottaufruf von Serbiens Premier Vojislav Kostunica ignorierten – die Serbische Bürgerinitiative von Slavisa Petkovic sowie die Serbische Liste für Kosovo-Metohija von Oliver Ivanovic –, stehen künftig nur noch die zehn der serbischen Minderheit durch eine Klausel im Wahlsystem garantierten Sitze zu.

markus bickel