Vereinte Kompetenzen

supermeldung

Ihr Wort hat Gewicht, ihr Ansehen ist enorm, sie ist eine über jeden Zweifel erhabene, selbstlose Autorität, allein dem Schönen, Wahren, Guten verpflichtet, gewissermaßen der Institution gewordene Weltgeist, die Ouvertüre zum ewigen Frieden. Dass die Vereinten Nationen von einem Haufen Staaten gebildet werden, die bestenfalls die notwendig prekären und begrenzten bürgerlichen Rechte und Freiheiten gewähren, zumeist aber selbst von diesen himmelweit entfernt sind, ist da nur eine Kleinigkeit.

In der vorigen Woche wurde der Vorsitz der UN-Menschenrechtskommission (UNHCR) an Indonesien übertragen, Vizevorsitzende des Gremiums sind nun Mauretanien, Ecuador und die Ukraine. Nehmen wir Mauretanien. 1981 war der westafrikanische Staat der letzte, in dem die Sklaverei offiziell abgeschafft wurde. Doch das Verbot wurde kaum befolgt, über 20 Prozent der schwarzafrikanischen Bevölkerung, berichtet amnesty international, »lebt heute in Sklaverei oder vergleichbaren Verhältnissen«. Wie es in dort um die übrigen Menschenrechte bestellt ist, kann man unter anderem in Dokumenten des UNHCR nachlesen. Auch in Indonesien und Ecuador kennt man sich bestens mit Folter aus, in der Ukraine zählte amnesty international allein in den letzten zwei Jahren 12 000 Fälle von Misshandlungen. Dieser Welt mangelt es an vielem, aber nicht an Kompetenzen für die UN.

deniz yücel