Der Jesus mit dem Handy

ich-ag der woche

Satellitentelefone gehören zur Grundausstattung eines jeden Warlords. Charles Taylor, Kriegsfürst im Exil und bis vor zwei Jahren Präsident Liberias, der ältesten afrikanischen Republik, war einer der ersten, die Anfang der neunziger Jahre vormachten, was sich alles via Telefon organisieren lässt. Schon die Ankunft seiner 100 Köpfe zählenden Rebellenschar in Liberia an Weihnachten 1989 verkündete der in den USA ausgebildete Wirtschaftswissenschaftler der BBC über eine Direktschaltung.

Während des folgenden siebenjährigen Bürgerkriegs glühte Taylors Draht förmlich. Neben der wirtschaftlichen Ausbeutung des von ihm eroberten »Taylorlands«, aus dem internationale Konzerne tonnenweise Tropenhölzer und Kupfer exportierten, galt es, Waffen aus aller Herren Länder für seine Armee aus Kindersoldaten zu ordern. Die Drogen, die der heute 57jährige Kindern verabreichte, um diese danach ins Gefecht zu hetzen, dürften ebenfalls telefonisch bestellt worden sein.

Doch nicht nur Liberia litt unter dem Telefonterror des einst zur Oberschicht zählenden Mannes. Das Nachbarland Sierra Leone überzog Taylor ebenfalls mit Krieg, um an die dort leicht zu schürfenden Diamanten zu gelangen. Dass Zehntausende von Menschen starben, kümmerte den selbstgerechten Kriegsherrn indes wenig. »Auch Jesus Christus wurde seinerzeit als Mörder bezeichnet«, brüllte er in den Hörer, als er von einem Journalisten auf seine Kriegsverbrechen angesprochen wurde.

Inzwischen musste er zwar seinen Posten als Präsident räumen, doch die Leitung ins nigerianische Exil steht. Der Chefankläger des UN-Sondertribunals für Sierra Leone, vor dem sich Taylor verantworten soll, bezichtigte ihn kürzlich, einen Mordanschlag auf den Vorsitzenden des Tribunals, den Präsidenten Guineas, Lansana Conte, geplant zu haben. Auch auf die Innenpolitik Liberias, wo demnächst Wahlen abgehalten werden, soll er nach wie vor Einfluss nehmen.

Nehmt dem Mann endlich sein Handy weg!

martin kröger