Über die Toten nichts als Gutes

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Nach langer Krankheit hat sich der saudi-arabische König Fahd am Montag auf den Weg in die ewigen Jagdgründe gemacht. Und wie es sich so gehört auf dem Parkett der internationalen Politik, wird kondoliert, dass kein Auge trocken bleibt. Bundespräsident Horst Köhler würdigte die »stets mäßigende Politik« des toten wahhabitischen Despoten. Bundeskanzler Gerhard Schröder erklärte, König Fahd sei »mit Klugheit, Weisheit und großem persönlichen Einsatz« für den Dialog der islamischen Welt mit dem Westen eingetreten. »Ein guter und verlässlicher Freund« sei Fahd für Deutschland gewesen vor dessen »Leistungen und menschlicher Größe wir Deutschen uns mit großem Respekt verneigen«. Sprich für dich, möchte man Schröder zurufen, um der großzügigen Eingemeindung in das respektvoll sich verneigende Kollektiv der Deutschen zu entgehen, doch er hatte noch mehr zu sagen: »Seine ausgewogene und vermittelnde Politik im Nahen Osten hat ihm und dem ganzen Königreich Saudi-Arabien Respekt und Anerkennung in der ganzen Welt eingebracht.«

Die Islamisierungspolitik Fahds hat der Welt insbesondere einen bombigen Jihad-Export beschert. Und im Innern klopft der al-Qaida-Terror seit zwei Jahren an die Tür des Herrscherhauses – die brachiale islamistische Herrschaft wird von einer noch brachialeren Opposition herausgefordert. So klug und weise, so mäßigend und verlässlich muss man herrschen, um von Schröder und Köhler Respekt und Anerkennung zu bekommen.

carlos kunze