Muttis und Bushs Liebling

ich-ag der woche

Einen weiteren feinen Kerl hat Präsident George W. Bush für das US-Bundesgericht ausgewählt: Samuel A. Alito, stolzer Freund des Staats, Gottes und der Wirtschaft. Und: »Eine perfekte Auswahl«, so hieß es aus der konservativen Jury für den Mann mit dem guten Stammbaum. Verheiratet, zwei Kinder, ein guter Katholik – und seit seinem 26. Lebensjahr als Staats- und Regierungsanwalt, seit 1990 als Berufungsrichter unterwegs. Die durchgefallene erste Wahl, Harriet Miers, schien für die eigene Anhängerschaft ein bisschen zu treudoof, unerfahren und soft, um den christlich-konservativen Staatsstreich kalt und planmäßig vom Richterstuhl aus durchsetzen zu können.

»Selbstverständlich ist mein Sohn gegen Abtreibung«, verkündete Alitos 90jährige Mutter strahlend nach seiner Nominierung. Doch vermutlich rief der Sohn daraufhin sofort an und verpasste Mutti einen Maulkorb: Denn wie er genau dazu steht, sollte die Öffentlichkeit erst nach der Bestätigung durch den Senat erfahren. Sein Vorhaben, das progressive Amerika einreißen zu wollen, soll er zwar ausstrahlen, aber keinesfalls laut äußern. Das gehört sich nicht für den Anwärter auf dieses angeblich unpolitische Amt. Alitos Bewerbungsmappe aber spricht eine eindeutige Sprache. Vollautomatische Waffen: verfassungsgemäß. Antidiskriminierungsgesetze: nicht verfassungsgemäß. Leibesvisitation bei Minderjährigen: verfassungsgemäß. Die Gruselliste seiner Richtersprüche ist lang. Er bringt die rechte Einstellung für den Job mit.

Sofern er ernannt wird, machen künftig konservative Moralwächter vier von neun Bundesrichtern aus. Die Linke in den USA wird sich auf einiges gefasst machen müssen. Der einzige schwache Trost ist, dass er Anhänger einer coolen Baseballmannschaft ist, den Philadelphia Phillies.

william hiscott