Kristof Schreuf im Gespräch über seine neue Platte »Bourgeois with Guitar«

Search and Destroy

»Bourgeois with Guitar« lautet der Titel Ihres ersten Soloalbums. Wenn ich richtig gehört habe, sind alle Songs Coverversionen.
Nein. Es gibt drei eigene Stücke auf der Platte. Doch nehmen wir mal ein Stück wie »Breaking the Law«. Sowohl Text als auch Musik haben mit Judas Priest nichts zu tun. Bei »You Shook Me All Night Long« ist es ähnlich. Da sind anderthalb Zeilen von AC/DC drin und der Titel »You Shook Me All Night Long«. Aber das ist nicht nur von AC/DC, es gibt von Led Zeppelin ein Stück namens »You Shook Me«, worin auch »All Night Long« vorkommt. Seit klassische Songs wie »Search & Destroy« oder »My Generation« erschienen sind, sind Jahrzehnte vergangen. Für meine Platte dachte ich mir: Wenn mir diese Stücke nicht nur etwas bedeuten sollen, sondern wenn ich mit diesen Stücken kreativ umgehen möchte, muss ich mit denen auch etwas veranstalten.
Die Songs klingen gereift, als hätten Sie lang und intensiv an den Aufnahmen gearbeitet. Ist das Absicht, dass es so klingt?
In den Stücken ist eine Ruhe und in der Musik eine Balance, die nicht immer in den Texten ist. Der Text von »Search&Destroy« beispielsweise handelt nicht von Ruhe und Balance. Das ist eine Szene aus dem Vietnam-Krieg. Search&Destroy« ist der Ausdruck, den die GIs für ihre sogenannten Aktionen benutzten. »Search&Destroy« hieß, den Feind aufzuspüren und zu vernichten.
Die Songs, die Sie für die Platte gecovert haben, haben Ihnen einmal sehr viel bedeutet, oder?
Es sind nicht unbedingt Lieblingslieder. Das Kriterium war, ob die Stücke für eine Neubearbeitung etwas hermachen. Ob ich ihnen neuen Ausdruck verleihen kann, ob es am Ende gut klingt. Es gab Stücke, die mir nicht weniger bedeuten als die Stücke auf dieser Platte, die ich aber einfach nicht zum Klingen gebracht habe.
Mal kurz zum Cover Ihrer Platte. Ich dachte erst, das wäre ein Porträt von Ihnen. Bis ich genauer hingeschaut und gelesen habe: »Georg Trakl,1909 oder 1910«.
Als ich 15 Jahre alt war, hat mir Georg Trakl ein paar Fenster aufgerissen. 1887 geboren, ist er, bevor er einen Abschluss machen konnte, von der Schule abgegangen. Er hatte eine Apothekerlehre angefangen und eine Menge Substanzen zu sich genommen. Alkohol, Kokain, Heroin. Was nicht gerade dazu beigetragen hat, dass er mit seinem Leben besser klar kam.
Mit der Frisur erinnert Trakl an Kurt Cobain. Mit dem blonden Haar. Tolles Cover.
Freut mich. Vorbild für diese Haare, Hemd und Krawatte war aber ein Foto von Beck.