Loving the Techno

Oft sind es die Kleinigkeiten. Bei Truncates »Ratio 1« ist es der nüchterne, seltsam schöne »Singsang« im gedämpften Bassgefüge. Trotz seiner enormen Schlichtheit ist der Track so groß wie eine kleine Fabrikhalle. Man sieht Näherinnen in Trance. DJ Bone hat Truncate abgelöst. Man hat es bemerkt, ohne es zu bemerken.
Ben Klocks »Fabric 66« ist – nach seinem grandiosen Mix »Berghain 4« (2010) – ein weiterer toller DJ-Mix für einen großen Club. Es gibt viel zu entdecken in dieser hypnotisch pulsierenden Welt wuchtiger, verhallter, grob schraffierter, knurrender Basssounds. Man kann sich leicht verlieren, etwa in den vielgestaltig-düsteren Big-Room-Tracks von Trevino und Sagat: sagenhaftes dreidimensionales Sci-Fi-Industriedesign. Man trifft auf alte Bekannte, auf einen funky Robert Hood, Steve Rachmad in knispernd-bleepender Detroit-Techno-Höchstform, einen freundlich bouncenden D-Knox, eine auf Sägezähnen ravende Kelly Hand.
Anziehen, lockerlassen, verdichten, Texturen ändern, Formen wandeln, überraschen. Der Berghain-Resident ist ein großer Liebhaber synästhetischen Technos. Und natürlich vergisst er seine hochbegabten Freunde nicht: Marcel Dettmann, Head High (Shed), DVS1, Wincent Kunth. Mit Nina Kraviz hat er eine Interpretation von Octave Ones betörendem Mothership-Sternen­gleiter »Terraforming« angefertigt: Aus tragisch anmutender Sehnsucht wird eine besonders deepe Form von Coolness. Eigensinn auf Augenhöhe.

Ben Klock: Fabric 66 – DJ-Mix (Fabric/Rough Trade)